Open your mind!!!

Zugfahrt von Wien nach München, am Weg zum 7-stündigen Schlagermarathon in der Olympiahalle.

10.00 Uhr vormittags, die Sonne scheint beim Fenster rein, die meisten Fahrgäste schlafen noch, ein älterer Herr vor mir spielt Sudoku, ein kleiner Bub hinter mir spielt  Gameboy, Mutter und Tochter neben mir schlafen mit offenen Mund. Es ist ganz ruhig.

„Ruuudi!! Do is d´Elisabeth“, schreit es plötzlich quer durch den Wagon. Alle schrecken zusammen. Mutter und Tochter wachen auf. „Servas Rudii, du, ich sitz grod im Zug nach Deitschloond“.

„Gestern is kumma des Baby.  Owa wieda mit Kaiserschnitt“, erzählt die Elisabeth dem offensichtlich ganz schwerhörigen Rudi am Telefon, in einer Lautstärke dass es sicher der Lokführer auch noch hört. Dann geht´s weiter mit vielen interessanten Details über den Muttermund der Schwiegertochter, ihr zu enges Becken und Fotos auf denen das Baby erst „a hoiwe Stund oid woar und scho so vü Foitn hot, haha Rudiii!“.  Und dass es das letzte Enkerl sei, weil bei der anderen Tochter würde das nix mehr werden.  „Rudi, de hot sie eh scho die Eizöln eigfrian lossn, owa i wü mi do echt net eimischa“, sagt d´Elisabeth weiter.

Ich denk mir, ich will mich eigentlich auch nicht „eimischa“ in die Familienplanung von der Elisabeth…  Der Bub hinter mir mag jetzt offensichtlich auch nimma Gameboy spielen und schreit jetzt lieber „schwul, schwul, schwul“ durch den  Zug. Seine Mutter laut „psssssscht“

Jetzt is der ganze Wagon wach geworden. Auch der Maturant ganz vorn im Wagon. Der versucht jetzt Wissens-Eindruck beim Mitreisenden Mädel zu erwecken. „Die freudianische Analyse von Shakespeare war auch total interessant, findest du nicht?“  Sie zeigt sich allerdings wenig beeindruckt. „Weißt du, wenn der Mann im Stück zur Frau sagt, dass er Holz hacken gehen will, dann meint er doch im Freudschen Sinnen nur, dass er Sex haben will“, bemüht er sich weiter…

So ändern sich die Zeiten. Bei uns hat „man“ damals noch versucht mit Sätzen wie „wüst mit mein Moped mitfoan?“ (?hää??) oder „gemma a Cola Rot trinka?“ (wäää!!) Eindruck zu schinden.

Leider krieg ich nicht mehr mit, wie die Anbraterei mit Shakespeare und Freud weitergeht, weil hinter mir schreits plötzlich laut „Margot, servaas!!! Do is D´Elisabeth, duuuu i sitz im Zug nach Deitschlooond“.  Wie´s weiter geht, die Geschichte der stolzen Omi, das wissen wir ja jetzt schon…

Ich dreh die Laustärke meiner Kopfhörer auf Vollgas und sing leise mit den Guano Apes mit „Open your eyes, open your mind….“