Warum ich in der Nobelboutique eins über die Rübe bekommen hab…

Da war ich letzten Freitag bei einer berühmten Nobelboutique in der Innenstadt. Ich war geheim dort. Also sagen wir ganz geheim einfach „Peppi und Franz“ dazu. Dann bleiben wir inkognito.

Und nein, ich hab meinen 365Tagenixkaufen-Eid nicht gebrochen….
Und nein, ich war nicht bei „Peppi und Franz“ in Kleinhaugsdorf am Markt neben den harten Alkoholikas und auch nicht auf der Promenade von Lignano. Ich war im wirklichen, echten Geschäft im ersten Bezirk. Rein beruflich.

Ich bin ja nullo ein Markenkäufer, weil ich es mir a) nicht leisten kann und b) nicht leisten will und c) mir das meistens auch nicht gefällt und d) wer garantiert einem, dass die Franziska Nudlkopf nicht aus dem nächstem Türkeiurlaub den gleichen Fetzen, nur eben gefälscht, mitheimbringt?

Also latsch ich in den Edelshop. Völlig aufgedackelt damit ich nicht gleich auffalle. Lang hab ich meine Tarnung eh nicht halten können. Spätestens als ich beim Anblick der Handtaschen im Erdgeschoß gefragt hab „ob sie denn auch Kleidung haben?“, war klar dass ich wohl noch nie da drinnen war…

Über eine breite, sehr mondäne Treppe bin ich dann in den ersten Stock geleitet worden. Da fühlst dich gleich schlagartig wie 1. Klasse auf der Titanic. Sehr leiwande 50er Jahre Musik, viel schwarzer Samt, viel Glitzer und Blinkiblinki. Da fühlt man sich gleich ganz anders. Da schwindet innerlich die Kristek aus Penzing und es erscheint die Loreen der späten 60er in mir. Vespa, Trevi Brunnen, Amore…

Als ich russisch angesprochen werde, schleicht sich die Loreen aber auch schnell wieder. Gut, das is mir jetzt eh nicht fremd, ich werd sehr oft russisch oder polnisch angesprochen. Der Unterschied bei „Peppi und Franz“ war nur, dass sie mich nicht für eine Haushaltshilfe gehalten haben…
Aber egal, dann bin ich halt die russische Loreen, sagen wir die Lara aus Dr. Schiwago.
Ausser mir befinden sich auch sonst nur Russinnen im Geschäft. (Deren Männer schauen allerdings eher weniger aus wie der Juri Schiwago, eher mehr wie der oide Geissen.)

Sehr gastfreundlich wird mir Kaffe oder Wasser abgeboten. Beim 3. Vorschlag wackel ich freudig nickend mit dem Kopf: Champagner? „Da!!“ wie wir Russinnen sagen.

In der Umkleidekabine (ja Kabine!!! Ich mag diese moderne Abkürzung ‚Umkleide‘ gar nicht!) hab ich mich dann gewundert, dass da so weisse Zipfelmützen hängen. Wofür sind die? Um das Gesicht weichzuzeichnen? Zu verbergen? Die Liftingnarben zu verdecken? Damit die Ausstrahlung der teuren Mode nicht durch ein billiges Gesicht gefährdet wird?
Nein. Die Antwort ist simpler. Das zieht man sich drüber damit die Kleidung keine Makeup Flecken abkriegt. Gscheit! Quasi Verhütung obenrum. Die Verkäuferin meint aber, dass das kaum eine Dame verwendet. Wer stinkreich ist darf wohl auch undamenhaft sein.
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15 Minuten später und ein paar Erfahrungen reicher bin ich dann sanft und Champagner-bedüselt wieder auf dem Boden der Realität gelandet. Gut, Kohlmarkt und Graben waren vielleicht noch nicht ganz meine Realität. Spätestens im engen und stinkerten Gedränke der U3 war sie aber wieder ganz real da. Die Kristek aus Penzing….

PS: Ich hab eh nix gekauft für mich. Ich hatte eine andere Mission…