Von der Vernisage zur Blutabnahme

Gestern war ich auf der ersten Vernisaaaasche meines Lebens. Mal abgesehen von der Objektpräsentation im Freifach „Plastisches gestalten“ in der Hauptschule. Ich war 12 und mein „Kunst Objekt“ war ein Tonaschenbecher. Dabei war weit und breit kein Raucher damals in meinem Einzugsgebiet… na wurscht.

Also der Künstler gestern hatte da schon mehr potentielle Abnehmer bei seiner Vernisage. Das war rammelvoll dort der kleine schicke Ausstellungsraum. Standesgemäß im 7. Bezirk. 7. ja logisch. Eine Vernisage darfst nur im 7. machen, altes Künstlergesetz. Nur nicht zu nah an der Mahü (= Mariahilferstrasse) weil Kommerzalarm. Auch nicht in der Neubau- oder Zollergasse, das wäre zu offensichtliche Bobo-Anbiederung. Sondern wo es angesagt und aufstrebend is, ruhig auch ein bisserl grindig. Ein Brandineser oder Puff daneben? „Why not!“, sagt der Künstler! Weil wie heisst es in der Werbung: „the Medium is the message“.

Ausserdem es is ja auch so. Als betuchte Käuferschaft, da willst ja auch mal was andres sehen. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen… Apropo vor vielen Jahren bin ich mal im Landeanflug auf Klagenfurt neben einem bekannten TV Moderator gesessen. Der mit ohne Haare. Sagt der damals zu seiner aufgespritzten Dulcinea am Nebensitz als wir den Campingplatz überflogen: „jössas schau dir das an! Kannst du dir das vorstellen sooooo Urlaub zu machen“. Dabei hat er das Gesicht verzogen, grad als wie wenn sie ihm eine Geschlechtskrankheit gebeichtet hätte…
Na wurscht. Die Zeiten sind eh auch schon vorbei bei dem Herrn… Ausserdem hätte er da gestern eh auch nicht hingepasst zur Vernisaaaaasch. Die ham nämlich alle Haare gehabt. Lang, wild, künstlerisch. Am Kopf und die Männer auch im Gsicht. Viel mit grau. Und viel mit dicker schwarzer Hornbrille. Der Klassiker geht wohl immer noch…

Auf jeden Fall die Neuatiftgasse war gestern die perfekte Location für eine coole Vernisage. Die Hütte war rammelvoll, was fast ein bisserl schad war, weilst von den Bildern nix mehr gesehen hast. Aber wie hat eine Besucherin so schön gesagt: „das is halt so bei Vernisagen, da siehst nie die Bilder“. Hä? „Was dann?“, hab ich mich gefragt und mich bis zum Buffet durchgezwängt. Schad eigentlich, ich hab extra den Klugscheisser-Blick einstudiert. Den kritisch hinterfragenden.
Gut den Blick hab ich dann halt beim Buffet eingesetzt, als mir der charmanten Kellner mitgeteilt hat dass sie keine leeren Gläser mehr haben. Dh kein Alkohol für Mutti….

Gekauft hab ich mir kein Bild. Ich hab grad keine Wand mehr frei die angemessen wäre fùr ein Exponat im Gegenwert eines Kleinwagens. Vielleicht beiss ich mir in 30 Jahren kräftig in den A…. wenn ich das les, wegen Wertzuwachs und so. Aber das Risiko muss ich eingehn. Ausserdem hab ich ja eh noch meine eigene Acrylhausfrauenkunst daheim hängen seit 10 Jahren.

So ich geh jetzt ins Krankenhaus Meniskus OP vorbesprechen. Deswegen hab ich auch in aller Herrgottsfrüge schon zur Blutabnahme müssen. Aber wie hat mir das Kind gestern strahlend erklärt: „Mama die stechen dir rein, dann kommt das Blut raus, dann picken sie dich zu und dann kriegst du Würschtel und Wein!“.
Tja. Das Kind kommt nach den Eltern….