Mein persönlicher Kampf auf der Mahü

Ich bin ja eher der gemütliche Mensch. Weil vom Hudeln kommen die Kinder sagt man. Bei meinem Kind kann ich hudeln was ich will, die kommt nicht daher, die wird nur immer langsamer, je hektischer ich werde. Das sind die Gene, da brauchst auch nicht dagegen ankämpfen. Also gemmas gleich langsam an. So geschehn heute auf der Mahü…

Mutter Kristek und Spross am Weg zum Thalia auf die vieldiskutierte Mariahilferstrasse. Für alle Nicht-Wiener hier eine kurze Zusammenfassung von Susi: die Mariahihlferstraße (Kurz: „hü“) ist jene Straße die jetzt eine Fußgängerzone ist. Die Grünen wollten das so, schreibt die Zeitung. So richtig Fußgängerzone is aber auch nicht, weil doch die Autos auch ein bissi fahren. Und der Bus. Und die Radfahrer. Und so richtig glücklich sind alle nicht damit. Außer ein paar Leut in der Werbung. Weil die verdienen jetzt  Geld mit einer Werbekampagne „pro Fußgängerzone“. Weil die Kampagne haben sie jetzt nachher gemacht.  Also zuerst ham´s die Fuzo gebaut. Und jetzt frag ma die Leut. Frei nach dem Motto, wer vorher blöd fragt, kriegt sicher eine blöde Antwort.  Alles klar?

Is nur gut, dass mein Kind das noch nicht versteht, weil sonst würd sie auch zuerst die Gummibärli aus dem Kuchlkastl nehmen und nachdem das Packerl leer ist, erst die Eltern fragen, ob das eh ok war? Dazu müsste sie dann noch den Thomas Gottschalk mit dem Gummibärenspor dazu einblenden. Als meinungsbildende Unterstützung.

Auf jeden Fall, heut war ich direkt froh, dass die Hü jetzt eine Fußgängerzone ist, weil die kleine Dame hatte ihr Laufrad mit. Und am Gehsteig wo Mutter Kristek normal geht, dicht gepresst an die Schaufenster, da wollt sie aber nicht weiterfahren. Sie is plötzlich stehen geblieben und hat gemeint, sie wartet jetzt bis die Leute weg sind. Gut, das kann auf der Hü recht lang dauern…  Aber sie war partout nicht zum Weiterfahren zu bewegen. „Mama, können die Leute nicht alle weg gehen bitte?“.  In so einem Moment kommt die breite und menschenleere „Begegnungszone“ einem nur recht. (Für die Nicht-Wiener: die Fußgängerzone heißt dort Begegnungszone, weil einem dann doch ab und an was motorisiertes auch begegnen kann… )

Bobbycar

Also Kind und ich gemütlich auf der Begegnungszone, plötzlich kommt so ein anderer kleiner Gschropp mit einem grünen Bobby Car daher. Denk ich mir noch: „lustige Idee, das wäre ja eine witzige Werbeaktion für die Grünen.“ Ja, nur die Ideen von der Frau Kristek, die ham die Grünen schon lang.  So gscheit sind die auch. Weil hinter dem einen grünen Gschroppen folgten noch zahlreiche weitere. Eine Invasion der grünen Bobby Cars. Und auf den Bobby Cars stand auch noch „junge Grüne“ drauf.  Ein bisserl was verzweifeltes hat es dennoch gehabt, die Szenerie. Weil mir is schon klar, das die grüne Stammwählerschaft im 6. und 7. angesprochen werden soll, und die ham halt in der Regel auch grad kleine Kinder (gerne auch um den Bauch gebunden, am Sprung zum veganen Mittagstisch). Nur dass man da auf Holzhammermethode jetzt die Hü als neue potentielle Bobby-Car-Rennstrecke präsentieren will, das wird solang nicht glaubhaft sein, solang die Chance besteht, dass der kleine Johann, 3 Jahre, mit seinem Bobbycar irgendwann dem 13A Linienbus gegenübersteht. Auf der Begegnungszone.

Kampagne hin oder her, mein Kind wollte natürlich auch gleich grünes Bobby Car fahren, die ist da ja nicht so heikel mit den Partei politischen Hintergründen. (Beim Stadtfest wollts auch unbedingt einen blauen Luftballon haben. Alles was recht ist! Was zu weit geht, geht zu weit Froilein!!)  Also steuer ich mit ihr die Ausgabestelle der Mini-Autos an, dort wo die grünen Liegestühle aufgestellt waren und freu mich dass wir das letzte freie Bobby Car erwischen.

Während das Kind mit der Kristekschen Gemütlichkeit erst mal langsam ihr Laufrad auf den Ständer stellen will, da kommt plötzlich so eine Spätgebärende Mutter (Bitte, ich darf das sagen, ich bin selber Last-Minute-Mom) mit 2 Kindern und nimmt uns das Bobby Car weg!  Ich mach die Dame freundlich darauf aufmerksam, dass wir zuerst und überhaupt. Was sagt der Trampel zu mir? „Na und? Jetzt sind wir da!“.  Da is dann aus bei mir mit der Gemütlichkeit! Jetzt kannst ihr natürlich schlecht vor dem eigenen Kind und ihren Kindern eine pracken. Pädagogisch nicht wertvoll. Also habe ich erhobenen Hauptes mein Kind wieder retour gepfiffen. „Lucie, das is kein Problem“, hab ich gesagt „schau die OMI da, die hat es viel eiliger als wir. Die lassen wir gerne vor.“

Leg dich nicht mit den Muttis an!

Bevors richtig spannend geworden wäre, hat mir allerdings ein Sebastian-Kurz-Look-Alike eine Unterschriftenliste vor die Nase gerammt und gebeten ich möge doch so nett sein und für einen parlamentarischen Hypo Untersuchungsausschuss unterschreiben. Der hat mein akutes Aggressionspotential schamlos ausgenutzt. Der war auch nicht von den Grünen. Der war von einer eigenen Liste, hat er mir erklärt. Irgendwas privates. ?!?! Wahrscheinlich hab ich in meiner Aufregung jetzt ein Lebensabo für die Vier Pfoten unterschrieben.

Meinem Kind wars alles sowieso wurscht, weil die hat in der Zwischenzeit, während ich meinen Präklimakterischen Straßenkampf ausgetragen hab,  schon die grüne Wahlkampfschokolade entdeckt. (Ein grünes Herz – in Aluminium gehüllt… tuuuut man das??? tzz tzz tzzz).  Und, sie hat sogar die grüne Wahlkampfhelferin brav gefragt, ob sie eine nehmen darf. Nämlich VORHER gefragt! Ohne Kampagnenunterstützung. Also, da kann man sich als Partei noch was abschauen von 3jährigen…

PS: Irgendwann wär ich gern einen Tag lang Straßenwahlkämpfer bei einer Partei. Weil das muss sehr amüsant sein, was du dir da von Franziska Nudlkopf und Co anhören kannst. Das gfallt ma bestimmt. Aber das is schon wieder eine andere Geschichte, ich muss jetzt die Heidi Klum schaun und mich geistig auf meine Meniskus Schnibbelei morgen früh vorbereiten.