Schon wieder ein Theater

Heute in der früh im Badezimmer, ich klatsch mir grad das Make Up aufs Gesicht. Kind kommt dazu und lacht mich aus. „Mama, warum schminkst du dich? Heute ist ja gar kein Theater!“, stellt sie verwundert fest. „Schatzilein, das Leben ist jeden Tag ein Theater. Und bitte beeil dich jetzt und zieh dich an“, antworte ich ungeduldig, weil in 15min. warad der Sesselkreis im Kindergarten und wir sind nicht nur räumlich sondern auch optisch weit entfernt davon….

Der Anzieh-Bitte wird umgehend Folge geleistet. Als ich fertig geschminkt bin, steht das Kind im rosa Ballett Body in der Tür.  „Nein, das wird ein bisserl zu kalt heute sein“. „Dooooch Mama, das hat eh lange Ärmeln“. „Jo eh, aber keine Beine!!!!“. 5 Minuten später steht das Kind auf der Terrasse. Das ist jetzt mein neuer pädagogischer Trick, unter dem Motto: glaubst du mir nicht, dann probier es aus!

„Siehst du Mama, es is üüüberhaupt nicht kalt“. Ich muss mich wohl einer neuen pädagogischen Strömung anschließen. Die aktuelle funkt nicht. Es folgen die üblichen Diskussionen, wenn-dann-nicht-Wortschleifen etc.. Das Ergebnis ist ein Kind mit zumindest straßentauglichem Outfit und mit rosa-Pailletten-Schmetterlings-Augenmaske.  ?!?!

„Aber Mama, du hast doch gesagt es ist jeden Tag Theater!?!?“

Ruhig bleiben. Weitermachen.

„Bitte pack noch Turnsachen ein, weil heute darfst du Fußball ausprobieren zum ersten Mal“. Seit die beste Freundin das schon länger macht und noch dazu in Glitzer Fußballschuhen, will sie natürlich auch Fußball spielen. Der Papa findet das ganz toll. Der hat im neuen Rapid Stadion, neben seinem Klappsessel mit persönlichem Namensaufdruck, schon den Namen vom Töchterlein gesehen. Ich eher weniger, ich sehr mehr grölende grausliche Hooligans im Westsektor. Aber gut. Man soll nicht voreingenommen sein. Man muss allen Menschen offen und tolerant begegnen, sag ich immer.

Als Zeichen der Offenheit und Toleranz hab ich dem Kind gleich mal die Austria-Wien-Hymne beigebracht. („Wir sind die Jungs aus Favoriiiiiten…“).

„Bitte pack jetzt die Turnsachen ein!“

Im Turnsachen Sackerl landet der verbannte rosa Ballett Body. „Schatzilein, beim Fußball spielen ist es glaub ich besser, du ziehst ein Sportleiberl an, nicht das Tanzgewand.“ Fragende Augen. „Warum nicht Mama?“. Jo eh. Warum eigentlich nicht. Wurscht. Weiter machen. Sesselkreis. Ich übernehme die Auswahl vom Turngewand. „Nein Mama, nicht das St. Pauli Leiberl“, „Nein Mama, auch nicht das Käsekrainer Leiberl“: Ich bin am Ende, mit der Auswahl potentieller Sportfetzen, mit dem Latein und mit den Nerven sowieso. Es folgt die weibliche Lösung, die immer geht: „Schatzilein, ich hol dich früher ab und wir gehen Sportleiberl shoppen“.

Während wir zum Kindergarten hecheln, versuche ich noch die wirklich wichtigen Fragen zum Thema Fußball zu beantworten: „Mama, kriegt ich da heute schon einen Pokal?“,  „Mama, können meine Freundinnen dann als Zuschauer kommen?“, „Mama, gibt es da eine Bühne?“.

Jo Schatzi, das Leben ist jeden Tag ein Theater.