Thirtydancing. Auch erledigt.

Wortspiele sind immer mit Vorsicht zu genießen. Das hams schon in der Werbeakademie gesagt damals, die Lehrer. Also hätten die Alarmglocken eigentlich schon läuten können, als ich von dem lustigen monatlichen Event im Volksgarten erfahren hab, mit dem klingenden Namen „thirtydancing“.

Der Volksgarten ist so einen Wiener War-mal-in-Disco. Ich war nie dort, als ich Anfang der 90er nach Wien gekommen bin. Weil ich war nie „in“.  Entweder war ich damals in irgendwelche Ruashittn,, mit dubiosen Liptauer-Aufstrichbroten auf der Budl, so wie das „Atrium“, eine Disco beim Schwarzenbergplatz. Oder ich war im Cafe Benno, bei Spieleabenden, wo das wildeste Vorgehen war, wenn man beim Activity dran war mit pantomimischer Darstellung. Dazu hab ich Schalkrawatte und Perlenohrringe getragen. Coolnessfaktor überschaubar könnte man sagen.

Na gut. Auf jeden Fall gestern war ich dort im Volksgarten beim „Thirtydancing“, der Club für die Generation 30plus“, wie es auf der Website heißt. Die Website hätte ich im übrigen genauer lesen können, da wäre mir vielleicht schon der eine oder andere Verdacht gekommen, wenn steht „Sexy Music Mix…“ oder „Funky Music Ping Pong“, dass des nicht zwingend meines ist. Mit den „kultigen Schlagern im Winterzelt…“ haben sie mich allerdings wieder geködert.

Unter Dresscode stand auf der Website: „Clubby chic! Imagine you have a date!“. Gesagt getan. Bridschi, Sandy und ich sind dort einmarschiert wie die heiligen drei Königinnen. Ich im neuen Fetzn, ein grünes A-linien-förmiges hippes Kleid im reduziert skandinavischem Stil von COS. Das hat den Dresscode allerdings harscharf verfehlt. Im Umfeld von soviel hochmagazinierten, semi-freigelegten Brüsten, die den Dresscode ernster genommen haben, war ich mit meinem hochgeschlossenen Langarm Teil eher so die Kleiderschürzen Mutti. Wär ich zu lang vorm Klo angestanden, hätte ich sicher gut Geld verdient, weil außer mir niemand dort war, der nach Klofrau ausgesehen hat.

Auf jeden Fall, ich schweife ab, wollte ja erzählen wie das dort so ist. Also es ist mal voll. Bumm voll. Das kommt glaub ich den meisten Besuchern eh sehr entgegen. Stichwort „Imagine you have a date…“. Mir kommts nicht entgegen, weil ich zuck aus wenn ich nicht einen Quadratmeter für mich allein hab. Heiß wars auch noch, als wia! Damit´s wohl noch mehr offenlegen, was eh schon offenliegt.

Vor dem „Sexy Music Mix“ und dem „Funky Music Ping Pong“ hat man sich nur ins Winterzelt flüchten können. Dort war auch Rauchen erlaubt. Das hat dann ein schönes Ambiente ergeben, von stattlichen Herrschaften die in freudiger Erwartung mit dem Udo mitgegrölt haben: „Mit 66 Jahren da fängt das Leben an….“ oder „17 Jahr blooondes Haar“. Es warad eh wurscht gewesen ob 66 oder 17 Jahr. Bei dem Rauchnebel in dem  Zelt hat man niemanden das Alter angesehen. Und wenn man sich mit 3cm Abstand zwischen den Leuten durchschieben muss, siehst sowieso nix mehr. Zumindest nicht auf meiner Höhe. Da bist mehr beschäftigt nach Frischluftquellen Ausschau zu halten.

Also wer´s gern kuschelig hat, wer schnellen Anschluss sucht und womöglich auch über ein mobiles Sauerstoffgerät verfügt. Dem sei ein Besuch gern ans Herzerl gelegt… J