Home of the Pendler

Spitzen Idee „mal mit dem Bus nach Hartberg zu fahren. Weil das is stressfrei und gemütlich und nur 1,5 Std und man kann am Tischerl Karten spielen und so“

Und kurz nachdem wir die Landstraße (!) bei Vösendorf erreicht haben, weil auf der Autobahn alles steht, da begibt sich die Vordertrulla in eine (für sie) bequeme Liegeposition und rammt mir damit das kleine Klapptischerl in den Magen …

Ich sag lieber nix. Die schauen mir alle aus als ob die mehr Ahnung vom Pendlerbus fahren als ich haben. Die reden alle nix. Aber ein stilles Übereinkommen ist spürbar. In jeder Reihe sitzt eine. Manchmal auch einer. Meistens am Fenster.

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Die Bushaltestelle in Wien ist gar nicht so leicht zu finden. Matzleinsdorferplatz, gleich zwischen einem Palmenbuschengeschäft und dem Arbeiterstrich. Da gehts los. Rechts warten die Arbeiterstricher. Links die Buspendler. Alle steigen zügig ein. Nur ich nicht. Ich bin auch die Einzige, die einen Fahrschein braucht und die ein Kind, ein Puppenwagerl und einen sprechenden Plüschaffen an der Hand hat. Ich halte den Betrieb auf. Das kommt nicht gut an. Ich spüre die Blicke. Es ist wohl nicht damit zu rechnen, dass ich gleich freundschaftlich aufgenommen werde, in die Pendlerbusbande.

Abfahrt. Alle sitzen. Jetzt gehts los. 3-2-1. Während ich noch die ganze Sippschaft in den oberen Stock schaufle, ganz hinten in die letzte Reihe, haben die Profi Pendler längst den Kippmodus erreicht. Ab und zu fliegen einzelne Satzfetzen über den Gang. „hiaz foar i scho nei joar mit dem bus, und imma foans o von da Autobao, wenn Stau is.“ 9 Jahre Pendlerbus und immer gibts noch was übers Busfahren zu besprechen! Halleluja.

Plötzlich springt die Busfahrbesprecherin von ihrem Fensterplatz auf der linken  Gangseite auf und springt zu einem Fensterplatz auf der rechten Gangseite, wo sie dann stehend wild hinauswinkt.

Auf die Südautobahn.?!

„Do hot ma jetzt a Freind grschim, ob i imma no Pendlabus foar. Er is grod am Parkplotz. I sull iam winka.“.

„Aha“, sagt die andere, der das sichtlich wurscht ist.

„Ma, des hot mi jetzt wirkli gfreit. Wennst wenn so long nimma gheat und gsehn host und dann triff den do“.

Die, der´s wurscht ist, nickt teilnahmslos in ihr Handy.

Treffen ist jetzt vielleicht a bisserl viel gsagt denk ich mir, aber vielleicht ändert sich das, wenn man jeden Tag pendelt. I gfrei mi mit ihr und lächle ihr zu. Vielleicht werden wir ja noch Pendler Freundinnen. Ich sag halt nicht, dass ich nur heute fahre.

Das Klapptischerl stört ein bisserl beim schwarzen Peter spielen, aber ich will nicht auffallen. Ich sag nix. Ich will echt nicht auffallen. Und dann passierts: die Mineralwasserflasche entgleitet mir sanft und rollt unter meinem Sitz nach vorne. Offen und spritzend ! Unter jeder einzelnen Pendlerin rollt und spritzt die Flasche hindurch !!!

Was bleibt mir denn anderes übrig, als jeden einzelnen Bus Fußraum nach meiner deppaten Flasche zu durchsuchen? Sprich: alle aufwecken und rausholen aus der Pendlerdämmerung:  „Entschuldigung. Is da meine Flasche? Oh tut mir leid wegen der nassen Schuhe. Wirklich sehr leid. Entschuldigung. Tschulligu… oh nasse Füsse. Is da meine Flasche??“

Was soll ich sagen. Neiche Freind hat mir die Aktion nicht eingebracht. Um Kontakte zu schließen nicht zwingend empfehlenswert.

So ich muss jetzt aufhören, ich muss in Schäffernsteig umsteigen. Der Doppeldeckerstockbus fährt jetzt ohne uns weiter. Bye bye Pendlerfreundinnen.

Mein Umsteigebus wartet schon auf uns. Nämlich der da:

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