Ich mag die Berliner.

Gerade zuckt so ein junger Punk voll aus, weil ich ein Foto von dem Bahnhof gemacht hab.

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„He, wat soll dat!“, schreit er mich an.
Ich: „wie? Was meinen sie? Was soll was?“
Er: „na dat se efach so n Foto von jet Bahnhuf jemacht haben. Ohne ju fragen!“

Die einzige Frage, die mir jetzt einfällt wäre, ob das „j“ das Türken-„ü“ der Berliner ist. Weil langsam fällt mir auf, dass du ohne „j“ im Satz hier keine Meter machst.
Haben wir das auch eigentlich in Österreich, so einen Nationalbuchstaben?? Muss demnächst einem Eingewanderten diese Frage stellen. Vielleicht das lange „aaaa“, so wie bei „paaaaast“?
Oder bei „schau maaaa mal“, der höchsten Verbindlichkeitsstufe im Wienerischen. So wie beim Hochzeits-„Jaaaa“. Nur das da halt formell keiner „paaast“ oder „schau maaaa mal“ sagt. Weil sie geben dir ja schon vor: „möchten sie die oder den ….. heiraten … dann antworten sie mit „ja“.

Egaaaal. Zurück zum Punk am Bahnhof, der vielleicht gar keiner ist, vielleicht ist er nur ein gewöhnlicher Junkie oder Hafturlauber. In meiner touristisch verklärten Berlin Vorstellung sind hier alle hausbesetzende Punks. Ich im Geiste ja auch, die Hausfrau ist nur Tarnung.

Ich: „tschuldigung, aber sie sind eh nicht drauf am Foto, wollt nur den Bahnhof und das schöne Schild…“

Seit wann muss man sich vor Hausbesetzern rechtfertigen, dass man ein Foto macht? Punk is not dead, der ist gentrifiziert !!! Soweit ist es gekommen. Statt mich um einen Euro anzuschnorren, keift er wegen einem Foto herum….

„Ne! Dat können sie net jo machen.“

Was is dem sein Problem? Soll ich alle Menschen am Bahnhof fragen ob ich ein Foto machen darf vom Bahnhof, aber eh ohne ihnen. Und dann schleicht der Punk wohl hinterher und kassiert von jedem Genehmiger einen Euro. Jetzt hab ich seinen Business Plan durchschaut!

Ich sag lieber nix mehr. Sicherheitshalber.

10 Minuten später fährt der Zug ein. Der Punk kommt wieder zu mir: „hej froilein!“ (Wos???)
„Nischt für unjut. Alles klärsche“.
Er schenkt mir ein schönes zahnloses Lächeln.

Ich sag: „Paaaaast scho“.

Ich mag die Berliner.