Glattauer und die Zahnfee 

Seit wenigen Wochen wackelt der erste Zahn vom Kind. Was für eine Aufregung! Mehr für die Eltern, als fürs Kind selber. Zu deutlich ist selbst nach 35 Jahre noch die gruselige Erinnerung an die eigenen Wackelzähne. Am schiachsten war das Gefühl, wenn nur mehr ein oder zwei so dünne Zahn-Sehnen, Fäden oder was das ist, den Wackler halten. Und dann die Sache mit der Tür und der Schnur… steirische Brutalität! Als ich dem Kind von dieser Methode erzählt habe, hat es allerdings ganz begeistert gestrahlt und wollte das sofort ausprobieren. 

„Nein, bitte, das machst du mit dem Papa am Abend, der kann das sicher besser.“
Der kommt aus der Grossfeldsiedlung, der is rauere Sitten besser gewohnt. Vielleicht haben sie dort die Wackelzähne an der U1 angeknüpft, mich würd nix wundern. 

Auf jeden Fall sitz ich am Abend gemütlich strickend bei einer Lesung vom Daniel Glattauer im Stadtsaal, er liest aus seinen Kurzgeschichten und ich finde meine Eigenen plötzlich gar nicht mehr so super, ob dieser Genialität. Welche Werbung war das nochmal mit „der Vergleich macht sie sicher“? Meine gestrige Variante war „der Vergleich macht sie eher unsicher“. Und dann hat ja auch noch kein Verlag geantwortet… egal. 

Lang hab ich eh keine Zeit gehabt, mich in meinen Zweifeln zu suhlen, weil grad als ich ein neues Knäul Wolle aus der Tasche wurschtel, seh ich die Nachricht vom Gatten: 

„Der Zahn ist raus – sie ist so stolz!“ 

Dazu ein Foto vom glückselig strahlenden Kind mit Zahnlücke. 


Jetzt ist das auch so ein neumodernes Zeug mit dieser Zahnfee. Hat es zu meiner Zeit nicht gegeben. Aber jetzt musst du da mitmachen und die Regel geht so: Zahn raus, wird an die Zahnfee geschickt und in der Nacht legt diese dann ein Schenki unter den Polster. 

Blöderweise ist der Zahn offenbar beim Putzen quasi von allein so schnell raus, dass er gleich direkt in den Abfluss gespuckt wurde! Und weg war das Beweismittel für die Zahnfee. Der ambitionierte Handwerksgatte hat zwar unmittelbar danach panisch versucht in den Abfluss zu gelangen, leider erfolglos. Er hat das Badezimmer Einbaukastl zerlegt, irgendwas mit Siphon hat er auch noch auseinander gebaut, keine Ahnung was das überhaupt ist. Hat alles nix genutzt, kleiner süßer Babyzahn weg, am Weg in die Wiener Kanalisation…

Die größere Herausforderung lag aber dann bei mir. Teil 2 der Gatten SMS lautete nämlich: „wir brauchen ein Zahnfee Geschenk. Kannst du was besorgen?“

Um 22 Uhr? Das einzige was ich käuflich erwerben hätte können, wäre ein signiertes Buch vom Glattauer gewesen. Damit kannst du im Kindergarten vermutlich keinen Eindruck machen… 

Aber wo um die Zeit was herbekommen? Freunde plündern? Gibt es noch Kaugummi Automaten? Hat ein Würstelstand Kinderspielzeug? Und da fällt mir die Rettung ein! Eh naheliegend!! Wo geht man hin, wenn man keine Zähne mehr hat und erfolgreiches Kauen nicht zwingend erforderlich ist? 

Mäci ! 

Und dort war ich dann um 22.30 Uhr und ein sehr freundlicher indisch aussehender Mann hat mich ratlos angeschaut. „What do you mean, you want a happy meal without meal???“ 

Vor lauter Aufregung und indischer Ausstrahlung hab ich mit dem Herrn offenbar englisch geredet. Er hat dann Englisch zurück geredet und dann bin ich nimma raus gekommen aus der Fremdsprachen Nummer. 

„Just the HAPPY Part of the meal“, hab ich verzweifelt versucht zu ergänzen. 

Er wieder: „no meal?“ 

Ich: „yes, no meal. Just happy!!“ 

Verdammt was heißt jetzt schnell Spielzeug auf englisch? 

Zum Glück hab ich die Spielzeug Vitrine entdeckt, wo ich dann hinfuchteln konnte und die missliche Lage klären, bevor Sie mich noch begleitet abgeführt hätten…

Was soll ich sagen. Am Morgen ist ein glückliches Kind erwacht, auf einem Batman Trinkbecher unterm Kopfpolster… 

„Schau Mama, der Zahn ist weg und die Zahnfee war da!!!“ 

Und ich hab immer noch die Worte im Ohr: „just happy!!!!“ 

????