Fake News und eine Erscheinung 

Das Navi hat uns heute gefühlte 3 Stunden durch das steirische Hochparterre geschickt. Hartberg-Pöllau-Birkfeld-Stralleg. Und das waren noch die Metropolen (!) auf der Strecke nach Mariazell. 
Am Weg waren auch immer wieder von weit her schon einige Jubilare zu sehen. Zumindest deren Wohnort. Ossi, 30 Jahre. Resi, 20 Jahre. Peda, 60 Jahre und Kurti, auch 60 Jahre. Während Ossi noch mit einem bemalten Leintuch in der Hauseinfahrt beglückwunscht wurde, durfte sich die Resi schon über einen 2 Meter hohen holzgeschnitzten 20er am Autoparkplatz freuen. Beim Peda, 60 wars dann überhaupt schon ein Maibaum mit einem hängenden Rennrad oben drauf.  

Schade eigentlich, dass es den Brauch in Wien nicht gibt. Ich könnte mir das gut vorstellen, wie aus dem einen oder anderen Gemeindebau Fenster ein Transparent hängt. „Burli, 70!“ oder „Oaschgsicht, 40!“ 

Das Wienerherz schimpft ordinär, wenn es liebt…. 

Auf jeden Fall, man kennt das ja, wenn man einen Ohrwurm hat. Sowas is mir während der ganzen Fahrt heute auch geschehen. Nana Mouskouri, mit „La Provence“. Von einem Dorf ins nächste. 

„La Provence – la Provonzzzäää“

Nächstes Dorf, nächster runder Geburtstag. 

„Du blühendes Laaaaand…..“ 

Das hört nicht auf und geht nicht weg. Einmal ausgesprochen war auch der Gatte angesteckt.

„Menschen haben dich Gaaarten, der Liebe genannt ….“ 

So sind wir dann zu dritt am Mariazeller Hauptplatz angekommen: der Gatte, ich und die Nana im Gnack. 

Während der Gatte, wie immer an solchen Orten, damit beschäftigt ist Innschriften und woswasi Sachen an alten Hauswänden auswendig zu lernen, zieht es mich dann recht schnell ins ortsansässige Shopping Paradies. Die Mariazeller Shopping Institution ist weit über die Grenzen hinaus bekannt: Kaufhaus Caj. Arzberger. Handel mit Waren aller Art. Devotionalien, Trachtiges aus dem Steirerland, Home-Deko, Tees, Wolle, Stoffe. Es gibt eine kleine Palmers Ecke (auf der zur Basilika abgewandten Seite) und eine große Kräuterlikör Ecke (zur Basilika hingewandt). Ja sogar eine eigene Sektbar gibt es. 

Wie ich da grad so schau und mit Nana summe („wie Romeo und Julia, so standst du vor mir…“) sucht ein Mann irgendwas ganz dringend im Geschäft und geht dann Richtung Ausgang. 

„Sans net fündig worn?“, fragt die Verkäuferin. 
„Na“, antwortet der Mann und schaut sich mehrfach um. 

„Owa es is no kana verloren gonga in Mariazell!“, muntert sie ihn auf. 

Offenbar sucht er die Gatttin.  

„Notfalls miassns in da Kirchn schauen.

Do find‘ sie dann meistens eh ois wieder.“

….La Provence, La Provence, aus Träumen gemacht – führst die Menschen zusammen – bei Tag und bei Nacht …..

Draußen vor der Tür, beim großen Kräuterlikör Abverkauf finde ich dann auch den Meinigen wieder. Der Gatte beschäftigt sich grad mit historischen Fragen. Er steht stirnrunzelnd vor den großen Werbeplakaten: „Magenbitter seit 1871“ und „Original Kräuterbitter seit 1871“. 

„Was meinst?“, sagt er zu mir, „wer war vorher da?“ 

„Na du“, sag ich, „du stehst jo schon do!“ 

„Nein!“, sagt er, „ich mein was vorher da war? Die Marien Erscheinung oder der ganze Kräuterlikör?“

Sag ich: „bitte die Kirche ist schon über 850 Jahre alt!“ 

„Des heißt no lang nix“, wendet der Gemeindebauhistoriker ein, „weil heutzutage, alles Fake News“.