Die Sache mit der Familientradition…

Der wichtigste Aspekt an der Familie ist die Familientradition. Eine besondere Tradition der angeheirateten Gatten Familie lassen wir dieses Wochenende wieder aufleben: ungarisches Thermenwochenende. 
Zwischen 2004 und 2009 waren wir 10x in Serie in Heviz. Immer jeweils Anfang November und Anfang März. Immer ein lauter Haufen von Schwagern und Schwägerinnen. Alle heißen mehr oder weniger Kristek. Eine große Freude vor allem für Janosz oder László beim Hotel Check in. Wenn er sagt: „Zimmer Nummer soundso für Kristek“ Und dann ruft der ganze Schwarm „wöchaaaaana??“. Bei der Ausgabe der Gutscheine für den Begrüssungscocktail fragen wir eh nimma, da greift jeder zu was er kriegen kann.

Das Schöne an Traditionen ist, dass es immer gleiche Regeln gibt, an denen man sich orientieren kann. Es wird zB immer das selbe Arrangement ausschließlich und exklusiv über Hofer Reisen gebucht. Reist Hofer einmal nicht mehr, reisen auch die Kristeks nicht mehr, zumindest nicht in die pannonische Tiefebene.

Nach dem ersten Teil unserer beschwerlichen Anreise, der ca 1stündigen Autofahrt von Wien weg, brauchen wir dann eh schon gleich nach Grenzübertritt dringend eine Pause. Dazu wird IMMER im „Tercia“ gerastet, einem ungarischen Restaurant bekannt für seine verkehrsgünstige Lage an der Hauptstraße. In der Mitte gehst du die Stufen rauf ins Lokal, rechts runter kommst du in den Schönheitssalon Gold, link hinunter gehts zum Zahnarzt. 


Im Tercia wird geschlossen Beef Tartare bestellt. Und immer bringen sie zuwenig Toastbrot und immer muss es nachbestellt werden und dann sitzen wir alle vor unserem rohen Fleisch und warten auf den Toastbrot Nachschub. Die Hauptspeise steht dann zur freien Verfügung quasi, da darf man Individualität zeigen. Bei der Nachspeise „isst“ man sich dann aber wieder einig: ungarisches Nationalgericht Maronireis mit Schlagobers. 


Ich hab heute die Tradition kurz ins Schwanken gebracht, weil ich mir zum Beef Tartare einen weißen Spritzer dazu bestellt habe. Da waren gleich zahlreiche Kristek Augen verwundert auf mich gerichtet: „wos jetzt scho???“ 

Zum Glück haben wir mit der Tante Maria diesmal eine neue Teilnehmerin mit an Board, die mich diesbezüglich unterstützt und sich auch einen weißen Spritzer bestellt hat. Die Fragen der Anderen hat sie auch nonchalant weggewischt: „jo, weil am Abend trinken wir was härteres!“ 

Nach der kleinen Stärkung vertreten wir uns immer die Beine am Parkplatz, im Tercia-24h-Freiluft-Shop. Dort schmökern wir ein bisschen zwischen ungarischen Kunsthandwerk (geflochtene Körbe, Gulaschkessel oder Besen) und dekorativen griechischen Gartenelementen (Säulen, Statuen, was man halt so braucht).


Und dann folgt der für mich psychisch und physisch härteste Teil der Reise: 2stündige Überfahrt auf der kurvenreichen ungarischen Bundesstraße mit zahlreichen Überholmanövern. Da kommt dann oft und unfreiwillig die Erinnerung (und hoffentlich nur die Erinnerung) an das Beef Tartare hoch… 

Und jedes Mal schwöre ich, wenn ich das überstehe, dass ich dann die erste beim Begrüssungscocktail bin….