„Vor lauter Ballerl hin und her – weiß man am Ende gar nix mehr“. Nein, das nicht die letzten Worte von Rapid, bevor sie in die nächste Liga absteigen. Das waren die Abschiedsworte vom Zauberer Ernesto. Einer von 5 Magiern, die uns gestern in der Panorama Schenke in Wien Favoriten mit „Tisch-Magie“ verzaubert haben. Diese Disziplin war mir auch neu.
Ich kannte bisher nur Tisch-Gebet, Tisch-Fußball, Tisch-ler oder Tisch-Telefon. Kennt das noch wer das Tisch-Telefon? Das gab es damals in der steirischen Disco meines jugendlichen Vertrauens. Kleine Tische in dunkelbraunen Holznischen rund um eine Tanzfläche, mit der obligatorischen Discokugel in der Mitte. Der DJ noch leicht erhöht auf einer Kanzel, hoch genug um unnahbar und vor allem unerreichbar zu sein für kleine Menschen wie mich, mit durchaus großen Musikwünschen. („Hast du Bungalow auf Santa Nirgendwo von Ibo“?) Selbst wenn ich mich auf die Zehenspitzen gestellt hab, hat er da oben vermutlich nie mehr als meinen frisch gemeschten Dauerwellenschopf zu Gesicht bekommen. Was ihm genauso wurscht war, wie mein Musikwunsch. Er wollte lieber Led Zeppelin spielen und die Disco Fox Nummern sind ihm am Arsch vorbei gegangen.
Wo er dann wieder ein bisserl aus sich rausgehen konnte, war bei der Anmoderation. „Meine Damen und Herren, jetzt ist wieder Tischtelefon! Greifen Sie zum Hörer! Aber Achtung: die Vorwahl lautet Damenwahl!“ Dieses Wortspiel war der literarische Höhepunkt des Abends. Danach haben alle, aufgepeitscht von der großartigen Stimmung, zu den Hörern gegriffen. Auf jedem Tisch stand ein rotes Wählscheibentelefon. Davor groß und deutlich sichtbar die Tischnummer. Ein solche konnte man dann anrufen und aus sicherer Entfernung zarte Annäherungsversuche starten.
„Äh, hallo. Magst du tanzen?“. „Ja, von mir aus“. „Treffen wir uns auf der Tanzfläche?“. „Äh, ok“. Weil die Discokugel den schwachen Lichtstrahl der Disco-Ampel auch nur sehr rudimentär verbreitet hat, und die Sichtweite von Tisch zu Tisch oftmals durch Disco-Nebel beeinträchtigt war, hat das schon zu unerfreulichen Überraschungen auf der Tanzfläche führen können. Wenn der angehimmelte süße 17jährige Typ aus dem Polytechnikum sich bei näherer Tanzflächen Betrachtung als 35jähriger Fernfahrer entpuppt hat…. Gut, das kann den heute Suchenden bei Tinder vermutlich auch passieren. Da kannst dich dann auch nur mehr mit einer eleganten Drehbewegung aus dem Nebel selbst hinauswischen….
Auf jeden Fall, Tisch-Magie. Im Gastraum waren 5 große Tische vorbereitet. Jeder Tisch hatte seinen eigenen Magier der direkt am Tisch stehend die Zauberstücke gezeigt hat, solang bis das Glöckchen geläutet hat und dann wurde gewechselt. Einer hat sich gleich mit lustigen Sprüchen in mein Herz gezaubert. „Grüß Gott“, hat er gesagt „ich möchte mich vorstellen.“ Sprechpause. „Ich habe mich schon vor Ihren Tisch gestellt“.
Den muss man sickern lassen.
Fertig? Ich hab auch ein Zeiterl gebraucht. Keine Sorge!
„Mein Name ist Ossi. Doktor Ossi. Doktor der Magie und mein Spezialgebiet sind Brustvergrößerungen durch Handauflegen.“ Die beiden anwesenden Kindern haben sich kurz verwundert angeschaut. Die beiden anwesenden Mütter haben den Doktor der Magie gedanklich von der Überraschungsgästeliste des nächsten Kindergeburtstages gestrichen. Doch keine Zaubererparty.
Es folgten zahlreiche wirklich verblüffende & faszinierende Zaubereinlagen. Du sitzt mit offenem Mund am Tisch und schaust ganz genau hin und dennoch kommst du nicht drauf wie das geht. Einmal wurde ich gebeten den Namen meiner ersten Liebe auf die Rückseite einer Karte zu schreiben. Das war das schwierigste an der Übung, ich wollte schon nachfragen wie das definiert sei mit der ersten Liebe. (Auch nur Handaufllegen?) Später hat der Magier die Karten gemischt und ohne die jemals anzuschauen den Namen gewusst. Großes Raunen, Staunen und Applaus am Tisch. Nur ein verwunderter kindlicher Ausruf: „Mamaaaa, war ist Erich????“.
Notiz an mich selber: das nächste Mal bei einer Zauber Nummer nur mitmachen wenn es um Putz- oder Glättungszauber geht. Eine Prise Zaubersalz und alles ist wieder glatt. Die Wäsch, die Hoar, die Stirn. Oder so.
Der letzte Zauberer hat zum Abschluß gefragt, ob wir gerne noch eine Einlage hätten? Tosender Applaus. Natürlich! Dann hat in sein Sakko gegriffen und aus der Innentasche eine schwarze Schuheinlage rausgezaubert. Vorne ist drauf gestanden: „Einlage“ – auf der Rückseite „Danke!“.
Ich bedanke mich auch bei den Damen, die uns zu diesem Abend mitgenommen haben, es war wirklich zauberhaft und sehr unterhaltsam!
PS: Vielleicht sollte der neue Rapid Trainer auch solche „Zauber Einlagen“ an die Mannschaft verteilen, sonst brauchen die bald ein intensiveres Tisch-Gebet, oder sie spielen Tisch-Fußball im Bungalow in Santa Nirgendwo….