Es gibt nur eine Chance für den ersten Eindruck… 

Bei einschneidenden nachwuchsbezogenen Ereignissen haut es mir immer die Sicherungen raus aus dem Zeitmanagement. War ich beim Martinsfest mit 75 Minuten Zeitvorsprung erster Gast am Gelände, so habe ich mich heute bereits 90 Minuten vor dem ersehnten Termin vor der Schule versammelt. Sicherheitshalber mit Jause.  

Um 18.30 war der Elterninformationsabend für die neuen Schulkinder angesetzt. Um 17 Uhr bin ich davor gesessen. Die Schule ist zwar nur ein paar Häuser weiter in der gleichen Straße. Aber wer weiß. Auch bei kurzen Strecken kann es zu Verzögerungen kommen. Man will kein Risiko eingehen. 

Praktischerweise haben wir eine Straßenbahnstation mit Sitzbankerl direkt vor der Schule. In 1 1/2 Stunden siehst du dann schon einige Straßenbahnen kommen und gehen, während ich ein feierliches Picknick veranstaltet habe. Man weiß ja nicht, wie lang so ein Infoabend dauert. Nahrungstechnisch daher lieber kein Risiko eingehen! Zeitung hatte ich eh auch dabei, um mir die Zeit zu vertreiben. Einen Falter. Die Stadtzeitung. Zuerst lag eh schon die Neue Post am Billa Förderband neben Salzstangerl, Eckerlkäse und Ei. Aber dann ist mir eingefallen, es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck und ich lerne heute all die Eltern kennen, die ich in den nächsten 4 Jahren in mein Herz schließen werden. 

Da sollte mein erster Eindruck, den ich hinterlasse nicht die Neue Post sein. Helene Fischer Top Story hin oder her. Immerhin ist es eine seriöse katholische Schule. Der Standard scheidet auch aus, kommt vielleicht zu Klugscheisser mäßig rüber. Die Krone stempelt einen dann gleich so schnell wieder zum Barbara Karlich Show Zuseher ab. (Zu Recht, aber das bleibt unter uns). Das Profil hätte mir auch gut gefallen, linksliberal und wirtschaftsinteressiert, auch ein bissi ein katholisch-naher Verlagshintergrund, zumindest früher mal. Aber das aktuelle Profil Cover zeigt zwei Frauen und einen Mann in der Vorstufe zum Dreier. Darüber groß die Headline „Treue, warum sie maßlos überschätzt wird“. Eher auch subopti. 

Der Kurier ist aus praktischen Gründen ausgeschieden, da wär kein Picknick Platz mehr am Bankerl gewesen. Gut passend wäre das Pfarrblatt gewesen, jene Seite aufgeschlagen, wo mein Foto auf der Kandidatur zum Pfarrgemeinderat zu sehen war. Ein aktives, engagiertes Kirchenmitglied! Wobei, Obacht! Das klingt schon gefährlich nah nach freiwilligem Melden zum Elternklassensprecher. Abgesehen von der Kleinigkeit dass mein Foto nach der Wahl nicht mehr auf der Gemeinderatsliste zu finden war….

Der Falter war dann ein guter Kompromiss mit mir selber. Urban, modern, engagiert, weltoffen, kritisch aber konstruktiv, neugierig. So wie ich. Gern wäre. 

Dass ich nur die Kolumnen lese und das Fernsehprogramm brauch ich ja mit niemanden besprechen, so gut kennen wir uns ja noch nicht…