Wann haben wir damit aufgehört? 

Wann verliert man eigentlich die Fähigkeit Blitzfreundschaften zu entwickeln? Solche die sich wie Blitzeis in Sekunden bilden und dann genauso schnell und rückstandsfrei wieder auftauen.

Heute beim Frühstück: „Schatz, wir machen einen Familien Badeausflug an den See!“

Kind: „Mit wem?“

„Mit uns! Deiner Familie“

Der Blick des Kindes pendelt suchend zwischen dem Gatten und mir. Außer dem Lurch unterm Kastl ist aber niemand zugegen. 

Kind: „Wie? Ohne Freunde?“ 

„Ja, das ist durchaus auch mal im Bereich des möglichen!“ 

(Notiz an mich selber: Einzelkindelternratgeber googeln)

Auf jeden Fall 15min. nach Ankunft im Seebad wars aus mit dem Unterhaltungsfaktor Eltern. Der Strand hat ausgeschaut wie ein Wimmelbuch, vor lauter Leuten und Kindern. Trotzdem hat sich sofort eine potentielle Freundin aufgetan. Gleiches Alter, gleiche Haare, gleiche Größe. Wie das getrennte doppelte Lottchen haben sich die zwei bisher unbekannten Damen beim Kletterfelsen angesteuert und beschlossen für die folgenden 4 Stunden die allerbesten Freundinnen zu sein. Mit gemeinsam tauchen, rutschen, Wurstsemmel essen und Identitätsfindung im Anziehpuppenheftl („ich bin die da! Welche bist du?“). Freundschaftshighlight: als der untere 1er Zahn vom Kind in der Extrawurstsemmel stecken geblieben ist…

Genauso unaufgeregt wie die Beziehung begonnen hat, hat sie dann auch am Abend geendet. „Tschüss, Baba, schön wars!“ 

Kein Nummern Austausch, keine gegenseitige historische Herkunftsaufarbeitung, kein Vergleich von Wohnorten und Besitztümern und auch kein Abgleich bisheriger und potentieller Urlaubsdestinationen oder Hobbies. 

Herrlich! Einfach nur Wurschtsemmel Essen und Zähne spucken. Unvegan, Unglutenfrei, Unlowcarb. 

Wann haben wir das verlernt? 


PS: 

Auf der Heimfahrt:

„Mama, nächstes Jahr stell ich dem Mädchen dann die Jungs vor, okay? 

Sicherheitshalber will sie dann doch wieder ihre Freunde mitnehmen…