Süchtig.

Ein Buchgeschäft ist für mich wie der Brandineser des Vertrauens für einen Spiegeltrinker. Ich gehe rein, mein Hirn setzt aus, ich verliere die Kontrolle, zuerst über die Zeit und dann über mein Geld. Vielleicht heißt es deswegen bei den erfolgreichen Büchern „Spiegel Bestseller“???

Der Höhepunkt für so Menschen wie mich sind Buchlesungen. Nicht, dass ich nicht selber in der Lage wäre zu lesen, aber da kommt dann der/die Autorin und liest Passagen vor, man wird hineingezogen in die Geschichte. Man erfährt Hintergründe, man kann Fragen stellen. Und am Ende kaufen. Wie bei der Zotter Schokoladenfabrik, wo man dann soviel kauft, dass man die Kühltasche noch gratis dazu kriegt…

Gestern war wieder so eine Lesung, in meiner neuen Lieblingsgrätzelbuchhandlung: dem Buchcafe Melange in der Reindorfgasse. Die Reindorfgasse ist der neue upcoming heiße Scheiß. Neubau is over and out. Rudolfsheim-Fünfhaus is jetzt the place2be. Auf jeden Fall hat in dieser entzückenden Buchhandlung von Romana Ledl, die punktgenau meinen Geschmack trifft, eine andere Buchhändlerin gelesen. Petra Hartlieb, die nicht nur bekannte Wiener Buchhändlerin ist, sondern inzwischen auch schon mehrfache Autorin. Sie hat aus ihrem neuesten Buch „Wenn es Frühling wird in Wien“ vorgelesen. Von dem Buch erzähl ich aber beim nächsten Mal, weil es ist etwas anderes dazwischen gekommen, was mich bis 1:30 Uhr in der Nacht wach gehalten hat!

Nämlich ihr Buch „Meine wundervolle Buchhandlung“. Als ich gegen 22 Uhr von der Lesung heimgekommen bin, wollte ich nur kurz reinlesen, um 23 Uhr hatte ich schon 5 Eselsohren reingemacht (das mache ich immer an superen Stellen), mehrfach gelacht und einmal geweint. Um 24 Uhr hab ich ernsthaft in Erwägung gezogen noch einen Kaffee zu trinken…

Alle die Bücher lieben, werden dieses Buch auch lieben. Es beschreibt ganz wunderbar, wie das ist, wenn man eine Idee und einen Traum verfolgt, so wie hier von 0 auf 100 eine Buchhandlung zu eröffnen. Und wie das ist, wenn man dafür erstmal alles was vorher geregelt war hinschmeißt und bei Null beginnt. Was man alles auf sich nimmt, welche Entbehrungen, welches Risiko. Das Buch gibt herrliche Einblicke in die Buch Branche und alle meine Superhelden kommen vor: Kaminer, Glavinic, Knecht, Glattauer. (Der Nerd in mir merkt eine Affinität zu Autoren mit „G“ oder „K“) und auch mein Lieblingsbuch wird zitiert („Das bin doch ich“).

Es beschreibt aber auch wie hart der Kampf gegen Amazon ist. Natürlich ist das praktisch, heute bestellt, morgen geliefert. Aber das können die Buchhandlungen auch, man kann fast überall auch bestellen und am nächsten Tag ist es da. Was mich aber viel mehr fasziniert ist, die persönliche Beratung. Wenn ich wo reingehe und meine aktuellen Lieblingsbücher aufzähle und dann werden mir für meinen Geschmack passende andere Bücher empfohlen, auf die ich sonst nie gekommen wäre. Und dann geh ich wieder mit einem vollen Sackerl Bücher raus.
Nur ohne Kühltasche. Und nüchtern.