Festival Feeling beim Narzissenfest!

Heute hat mein kleiner Bruder Geburtstag. Er ist 8 Jahre jünger und war als Kind der größte Billy Idol Fan aller Zeiten. Der heilige Gral seiner Kindheit war ein Billy Idol Porzellan Kopf, mit gelben Federn oben. 1991 war ich im Alpenstadion Kapfenberg bei einem Konzert der Sisters of Mercy. Dank der Beschallung, die regelmäßig aus dem Kinderzimmer meines Bruders kam, konnte ich auch bei der Vorgruppe jedes Lied mitsingen: Billy Idol. 1993 war ich mit ihm im Praterstadion. Mein Bruder war 11 Jahre alt und ist auf meinen Schultern gesessen um den Billy zu sehen. Musikalisch haben wir uns dann in andere Richtungen weiterentwickelt. Er war regelmäßiger Besucher bei lauten & dreckigen Punkrock Musikfestivals. Ich hingegen bin zum Genre Borderliner geworden und freu mich auch über ein gemütliches Sitzplatzerl bei der langen Schlagernacht in der Stadthalle. Das wildeste was ich dort mache ist, wenn ich mich beim fremden Nachbarn zum Schunkeln einhänge.
Zu seinem 36. Geburtstag hab ich meinem Bruder Karten für einen gemeinsamen Besuch bei einem Billy Idol Konzert geschenkt. Beim Nova Rock Festival.

Weil ich im Gegensatz zu ihm nicht besonders Festival erprobt bin, habe ich heute schon mal geübt, wie das so ist mit Open Air Massenveranstaltungen: beim Narzissen Fest im Ausseerland. Das Publikum meinen Schunkelfreunden nicht unähnlich. Zuerst gab es eine große Parade mit Blasmusik und herrlichen Narzissen Gebilden in Altaussee. 25.000 Besucher waren in dem kleinen Ort versammelt! Dann hat es geheißen, dass der zweite Teil, der Bootskorso, im Nachbarort in Bad Aussee stattfindet. Shuttle Busse würden die Teilnehmer bringen. Jetzt bitte stell dir mal Shuttle Busse vor die 25.000 Besucher bringen !!! Wir haben uns für den Fußweg, angeblich 50min, entschieden und uns in die ca. 10.000 Fußpilger eingereiht. Nur ohne Musik und ohne Vorbeter. Überhaupt gab es wenig Entertainment am Fußweg. Außer ein paar Wegesrand-Pinkler über die man sich aufregen konnte. Sonst keine Merchandising Standerl nix. Ich hätte gleich ein paar Ideen gehabt. Am Ende des Fußweges war dann doch eine geschäftstüchtige Familie, die hat aus einer Scheibtruhe heraus Getränke verkauft hat. Wegen der Pinkler Problematik wollte ich eigentlich nix trinken, aber es war dann doch zu heiß. Also doch einen Radler getrunken, den ich bald bereut habe…

In Bad Aussee hat sich dann die Fußpilger Gruppe mit der Shuttle Bus Gruppe getroffen und einen gemeinsamen Auflauf gebildet. Am See angekommen war es fast unmöglich ein schattiges Sitzplätzchen irgendwo zu finden. Am Rande von einem Tennisplatz, haben wir dann unter einem Strauch einen Platz auf einer Wiese gefunden. Gleich daneben war der Privatgrund von einem Hotel. Der Hausmeister von dem Hotel ist allein auf der Wiese gestanden und hat alle irrtümlich eingetroffenen Besucher lautstark mit „PRIVAAAAT GRUND“ begrüßt. Ab und zu sind immer wieder ein paar dehydrierte Menschengruppen durch die Hecke gewackelt (wie bei der Serie Walking Dead beim großen Beisser-Angriff….) und er hat dann wieder laut rufen müssen. Einmal sind drei zierliche Gestalten im Dirndl durch die Hecke, die Köpfe waren fest mit Trachtenwesten umhüllt. Haarscharf an der Grenze zum Vermummungsverbot. „I geh a net dahoam in eichan Goatn“ hat er ihnen zugerufen. Ich bin mir nicht sicher ob die drei Asiatinnen das verstanden haben…

Weil wir hinter dem Buschen zwar Schatten hatten, aber keine Sicht auf den See ziehen wir weiter. Vorbei an unendlich langen Dixie Klo Schlangen. Ich bereue den Radler jetzt sehr. Irgendwann verliere ich den Anschluss an meine kleine Reisegruppe. Dafür treffe ich am Parkplatz einen Indianer (?!). Der baut grad sein indianisches Verkaufsstanderl auf. Narzissen sehe ich in den dem Zusammenhang keine. Nur Miniatur Panflöten und bunte Traumfänger. Vor lauter Freude, dass gleich neben dem Indianer die Dixie Klo Schlange nur kurz ist, spende ich üppig in seinen Indianer Spenden Korb. Dafür macht er dann auch ein Selfie mit mir.

Im Dixie Klo, dass den ganzen Tag schon in der prallen Sonne gestanden ist, hat es in etwa die Temperatur von der Zirbensauna, in der wir am Vortag waren. Nur leider nicht den Geruch. Dafür setzt von draußen jetzt laute Panflöten Musik ein: Tornero. („Rivedo ancora il treno…..“)

Die Freunde haben inzwischen einen der letzten Quadratzentimeter auf einer Wiese mit Sicht auf den See ergattert. Ob pralle Sonne oder nicht spielt jetzt keine Rolle mehr. Die ersten Herren beginnen ihre Oberkörper freizumachen. Festival Feeling stellt sich ein.
Und jetzt geht es auch schon los! Die ersten Boote mit den wundervollen Narzissen Exponaten sind auf Kurs in unsere Richtung. Ich sehe ein Boot, dass ein „Smiley“ aus Narzissen hinter sich herzieht. Darunter steht „Schee dass do sads!“.

Von rechts setzt jetzt auch die Blaskapelle mit ihrem musikalischen Rahmenprogramm ein. Von hinten spielt die Panflöte, dank Verstärker gut hörbar „Halleluja“. („Well I´ve heard there was a secret chord, that David played and it pleased the Lord. But you don´t really care for music, do you?“)

Ich summe leise Halleluja mit und fühle mich jetzt wirklich gut vorbereitet für das Nova Rock Festival…

Happy Birthday & Rebel Yell !!!