Musik und Bücher. Das is meine Leidenschaft. Vielleicht umgekehrt. Gestern war ich beim schönsten Konzert meines Lebens. Das war so, wie wenn mir der Glavinic höchstpersönlich den „Jonas Komplex“ vorlesen würde, um dann noch ein bisserl drüber zu diskutieren. Oder die Knecht.
In der Früh hat es schon angefangen. Während ich meine Cornflakes löffel berichten sie auf Ö3 von den Konzertproben. Vom grossen Orchester mit Chor. Wie der Klaus Eberhartinger grad geprobt hat. Und wie dann einer rein gekommen ist, langsam und gebückt. Am Stock. Und wie dann alle aufgehört haben zu proben. Das Orchester. Der Chor. Der Eberhartinger. Und wie dann alle aufgestanden sind und sich verneigt haben. Vor ihm.
Wolfgang Ambros.
Na prack! Vor lauter Gänsehaut hätte ich fast Tränen in meine Milchschüssel getropft. Und da hat das Konzert noch nicht mal angefangen!
Zum 60. Geburtstag der Wiener Stadthalle haben sie fast alle Austro Größen auf die Bühne geholt. Gemeinsam mit diesem fulminanten Orchester. „Best of Austria meets Classic“.
Gleich nach Conchita kam der hoch sympathische Voodoo Jürgens. „Heite grob ma Tote aus“ hat er gesungen. Und das is ja bekannt, dass die Wiener so einen Hang zum Morbiden haben. „Im Austropop war viel Ernst, aber immer mit einem Schmäh dabei“, hat der Klaus Eberhartinger in der Moderation gesagt. Ich glaub deshalb hab ich mich damals auch gleich in diese Stadt verliebt. Dieses tragikomische.
Das die das mit dem Tote ausgrobn so ernst genommen haben in der Stadthalle, das war auch sehr beeindruckend. Mit neuester Technik war es möglich, dass die Marianne Mendt, gleich nach ihrer berühmten „Glock´n“ ein Duett mit dem Georg Danzer gesungen hat. Sie haben ihn dabei eingeblendet, du hast geglaubt der Danzer steht auf der Bühne. Da waren sie gleich wieder da, die Cornflakes Tränen…
Einen Hang zum tragikomischen hat dann auch der Klaus Eberhartinger an den Tag gelegt, als er seinen Megahit den Märchenprinz auf aktuell gesungen hat. „Er wor der Märchenprinz…. beim nächsten Vogerltanz hol i die Ambulanz!“
Wie er dann gesagt hat, dass das so ein Mega Konzert ist, dass es sicher erst in 50 Jahren wieder geben wird, hab ich natürlich gleich zum Nachrechnen angefangen. Ob sie des no ausgeht für mi?
Seiler & Speer haben mich aber gleich wieder ins Leben geholt mit ihrem Hit „soits leben“. Da ging es kurz wieder bergauf mit der morbiditäts Kurve. Dann kam die Stefanie Werger. Sie hat im sitzen gesungen. In der Stadthalle waren auch nur Sitzplätze. Wir sind alle gesessen, die verschwitzten Oberschenkel sind aufeinander gepickt. Es war unglaublich heiß. „Ich hab zwor körperliche Defizite“, hat die Werger gesagt. „Aber do (tippt sich auf den Kopf), und do (tippt sich auf das den Mund) und do (tippt sich auf das Herz) bin I imma no …….“
Und das war der Moment, wo die ganze Stadthalle aufgestanden ist, vor Begeisterung. Verschwitze Hände haben sich voneinander gelöst und alle haben gemeinsam mit Stefanie Werger den Satz vollendet: „….stoak wia a Felsn, steh i heit vor dir“.
Teil 2 folgt in Kürze 🙂