Jeden Tag bringt das Kind ein volles Sackerl aus der Schule nach Hause. Zeichnungen mit kleinen bunten Handabdrücken. Gepresstes Herbstlaub. Arbeitsblätter mit den ersten Schwungübungen, dann die ersten Buchstaben, später erste Sätze. Rechenbücher und Notenhefte aus dem Flötenunterricht. Es ist die letzte Schulwoche im ersten Volksschuljahr und die Klasse wird leer geräumt.
Gestern haben wir extra eine Kiste gekauft, da kommen alle Sachen rein und werden aufgehoben. Die Mutti kann nämlich nix weggeben. Selbst mit Ex-Partnern ist sie noch befreundet…
Ausserdem kann man dann in ein paar Jahren die Kiste durchschauen und sich an das erste Schuljahr erinnern.
Auf jeden Fall, als wir die Erinnerungskiste so einräumen, kommen auch Bastelsachen, die sie daheim gemacht hat dazu. Bei einer Zeichnung bin ich stutzig geworden, weil nicht gleich klar war, was das darstellen sollte. „Aber Mama“, sagt sie, „da steht es doch eh drauf. Das sind die Baupläne für eine Regenbogen Maschine“.
Und dann habe ich mich plötzlich gesehen, wie ich da in 10 Jahren zur Maturafeier, oder in 20 Jahren zur Hochzeit in einem dreckigen Dachboden in der Erinnerungskiste wühle. Um irgendwas für eine Video Vorführung oder Diashow aus der Kindheit zu suchen.
Und dann wurde es ein bissi verschwommen und nass.
Nur Regenbogen war keiner da.
Aber wer weiß, in 20 Jahren hat das Kind vielleicht eine Maschine erfunden wo man auch aus Tränen einen Regenbogen machen kann ….