One

Dem Gatten hab ich U2 Karten zum Geburtstag geschenkt. Er ist weltgrößter U2 Fan. U2 für ihn, ist wie Michelle für mich.

„One“ von U2 war das erste Lied dass er in einer Karaoke Bude damals nach dem Kennenlernen für mich gesungen hat. Laut, exaltiert und mit Begeisterung.
Zwei Jahre später hat es „One“ in der Kirche gespielt. Nachdem ich ja gesagt habe, hat er leise neben mir mitgesungen. „Is it getting better? Do you feel the same?“

Eh nicht gross verwunderlich, dass er so ein U2 Fan ist. Man verehrt die Götter, mit denen man sich am besten identifizieren kann. Aufgewachsen im Vorort von Dublin, der Eine. In der Grossfeldsiedlung von Wien, der Andere. Beide Kämpfer für Recht und Ordnung. Der Eine ist der Robin Hood der Rock Musik. Kein öffentlicher Auftritt ohne politische Statements.
Der Andere ist Betriebsrat.
Beide pflegen ihre langjährigen Hawara-Freundschaften. Ob Bono Vox auch „Seawas Spotzl“ sagt, wenn The Edge anruft ist allerdings fraglich.

Was diese Identifikationstheorie dann über mich aussagt ist dann halt auch die Frage? Dass ich Fan einer winzigen Schlagersängerin mit auffälliger Stimme, Hang zu unstetem Lebenswandel und unüberlegten Tatoos bin. Die sich dramatisch inszeniert aus der Musikbranche zurückzieht, um einen Hundesalon zu eröffnen… Und sich beim Comeback später wieder feiern zu lässt….

Grossartig war das U2 Konzert in Berlin gestern. Wahnsinns Show. Mitgröhl Hymnen vom Feinsten. Bloody Sunday, Pride, Beautiful Day…. olles dabei. Der Gatte geht es heute eher schweigend an, weil er keine Stimme mehr hat… was ich eh gut kompensieren kann.

Ganz am Ende vom Konzert dann die Zugaben. Es war finster in der Halle. Die bunte Show war aus. Nur mehr Tausende Handy Lichter haben geleuchtet. Und seine Augen neben mir.
Und dann haben sie beide inbrünstig gesungen:

„One life but we’re not the same
We get to carry each other, carry each other
One
One“