Seit dem ersten Schultag in diesem Jahr gibt es nur ein Thema: „Mama, wir bekommen bald die FÜLLFEDER“.
Vor 4 Wochen lief sie mir fröhlich mit der Füllfeder wedelnd aus der Schule entgegen.
„Schau Mama, sie ist da! Die Füllfeder!“
Die Mama durfte die Füllfeder bestaunen und dann darauf aufpassen, als wir danach mit dem Auto in den 15. Bezirk in ein Keramikstudio gefahren sind.
Nur als man dem Papa abends ebenso freudig die Füllfeder präsentieren wollte, war das gute Ding weg. Nicht in der Schultasche. Nicht im Auto. Nicht unterm Auto. Nicht im Kanalgitter der Garage. Nicht am Weg in den 15. Bezirk. Und nein, auch nicht im Keramikstudio. Nicht am Klo. Nicht im Kühlschrank.
„Mama, ich bin das einzige Kind, das bereits am ersten Tag die Füllfeder verloren hat“, das waren die letzten traurigen Worte, bevor sie eingeschlafen ist.
In der Nacht bin ich dann gesessen und hab das Internet durchgraben. Geplagt vom schlechten Gewissen. Hab auf Willhaben, eBay und bei den Facebook Wunderweibern nach dem gleichen Modell gesucht. Gegen Mitternacht hab ich den Such Radius auf Niederösterreich ausgedehnt und nach Möglichkeiten gesucht, um in der Nacht noch zu dem gleichen Modell zu kommen.
„Leider hat sie nur eine Ersatzfüllfeder mit, weil die Mutti die Echte verloren hat.“ Hab ich beim Frühstück ins Elternheft geschrieben, mit der geborgten Füllfeder meiner lieben Nachbarin.
Sobald das Schreibwaren Geschäft offen hatte, stand ich schon dort und hab das exakt gleiche Modell nachgekauft und später als wiedergefundene Füllfeder („na schau, so schlampig is die Mama gar nicht!“) präsentiert.
Die Freude war gross! Auch wenn mit Verwunderung festgestellt wurde, warum die Tintenpatrone nicht mehr drinnen ist. (!?!?! Hilfe an was man alles denken muss!!)
Heute Wochen später.
Sie darf zum ersten Mal allein aus der Schule gehen. Stolz kommt sie aus dem Gebäude. Helikopter Mum sitzt dem Vermummungsverbot trotzend (Wetter sei Dank!) verhüllt im Gebüsch. Nur beim allerersten Mal. Sicherheitshalber. Schwöre!
Sie ist viel zu früh dran, es regnet. Sie läutet an, dort wo sie hingeht. Niemand öffnet. Die anderen sind noch nicht da. Sie wartet.
Ich im Gebüsch auch.
Als sie wieder in die Schule zurückgehen will tue ich so als wär ich grad zufällig vorbeigekommen.
„Oh Hallo! Du da? Alles klar? Bin Grad zufällig am Weg zum äh zum Arzt!“
„Super Mama, hilf mir kurz den Regenschutz auf die Schultasche geben. Dann kannst du gleich weiter zum Arzt.“
Ich halte die Schultasche. Sie zieht den Regenschutz aus dem Fach hinten. Fester.
Und dann liegt sie plötzlich da, am schneenassen Boden: die Original Füllfeder!!!
Ich wär wirklich gern eine coole Mum.
Aber es gibt Tage, da ich mehr so der dicke Karlsson vom Dach der mit seinem Propeller das Viertel umkreist….