Nächste Szene: Auftritt Ei

Meinen Arbeitsplatz ins Kaffeehaus zu verlegen, funktioniert bei mir nur bedingt. Weil irgendwas passiert immer am Nebentisch.

Gerade nehmen zwei Jungschauspieler Platz. Die brauchen noch nicht mal das Wort „Berlinale“ in den Mund nehmen, ist mir völlig klar, dass das nur Schauspieler sein können. Die 80er-Jahre-Retro-Ironie-Brille, der unvermeidliche Porno-Balken auf der Oberlippe, die unkontrollierte Out-Of-Bed Frise, aber allen voran die Sprache. So eine schöne Aussprache hörst du nicht mal von den Hietzinger Damen im Cafe Dommayer. Großartig.

Und dann dieses schöne Acting.
Kellnerin betritt die Bühne: „Ham’s scho was ausgsucht?“
Für den Porno-Balken Mann öffnet sich der Vorhang:
„Hunger!“
„Ja. Ich habe Hunger“

Es klingt als würde er am Burgtheater stehen und „Tod! Ich muss sterben“ ausrufen.

„Ei. Ich wäääähle ein Ei. Ja und ein Müsli.
Doch, doch. Ein Müsli.“

Als nach 20 Minuten kein Ei und kein Müsli die Bühne betritt, wird er unruhig. Mit einer ausladenden Geste wird die Kellnerin herbei gewinkt. Schöner winkt die Queen an Ihrem Geburtstag auch nicht.

„J E T Z T will ich essen!“, sagt er zu Kellnerin.
Die Kellnerin schaut verwirrt.
„Mein Ei. Mein Müsli! Jetzt bin ich bereit zu essen!“
Abgang Kellnerin.
Nächste Szene: Auftritt Ei.

Wiener Kaffeehäuser. Hier kriegt man was geboten.