Oma zuckt in U3 aus!

Schon wieder ein Wickel mit einer Omi! Also irgendwie zieh ich die Eskalation an.
Pass auf, was heute früh in der U3 passiert ist:

Ich bin am Weg zu einem Kundenmeeting und kauf mir um Punkt 09:30 einen Kaffee Latte bei der Hütteldorferstrasse. Ich mach ja grad dieses lustige Intervall Fasten, wo man immer 16 Stunden Essenspause macht. Dh ich freu mich seit 15 Stunde (exkl 6 Stunden Schlaf) auf diesen einen Kaffee.

Also sitz ich dann glücklich mit meinem Milchkaffee in der U3 und geh im Kopf noch meine Begrüßungsansprache für das Meeting durch. „Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen“… „tolles Team, vielen Dank an euch alle“… sowas auf die Art. Ich liebe Reden 🙂
Die Leute rundherum lesen alle eifrig irgendwas in ihren Handies.

Mein kurzes Glück wird jäh unterbrochen. Vis a vis sitzt eine beige Omi. Tippe auf Grinzing oder Döbling. Beiger Mantel. Beige Hose. Beige Schuhe. Tasche auch. Eigentlich gut passend zu meinem beigen Milchkaffee.

Irgendwas bedrückt sie, sie wetzt unruhig auf ihrem Sitzplatz hin und her. Ihr Blick wandert zur UBahn Tür, dann wieder zu mir und wieder retour. Untermalt wird das ganze von einem Kopfschütteln.
Ich schau natürlich ob ich irgendwie helfen kann, als sie mich hysterisch ankeift:

„Sagen sie, können sie nicht lesen?“
Ich? Meint sie mich? Offenbar!

Lächerlich! Ich lese 60 Bücher im Jahr.
Wie zum Beweiss will ich ihr das neue Doris Knecht Buch hinhalten, dass ich in der Tasche mitführe.

„Sie können hier ihren Kaffee nicht trinken!“

Oha! Ich hab gleich ein schlechtes Gewissen und entschuldige mich. Gilt das Essverbot auch für Kaffee? Ich schaue hilfesuchend um mich. Ich weiss es wirklich nicht.
„Haben sie keine Medien konsumiert in letzter Zeit? Lesen Sie keine Tageszeitungen“, legt sie nach.
„Man hat extra alle Fahrgäste befragt, mich zwar nicht, aber trotzdem das Ergebnis zählt. Da hinten steht es, lesen Sie ruhig nach!“

Die Studentin neben mir schaut jetzt auch von ihren Handy auf und will mir helfen. Sie glaube, das gelte nur für Alkohol oder Dosengetränken. Auch von der Nebenbank kommt Unterstützung. Dort sitzt ein junger Typ mit einer dicken schwarzen Wollhaube mit aufgedruckten Hanfblättern. Im Bügel seiner Sonnenbrille steckt irgendwas Selbstgedrehtes.
„Ja sicher“, sagt er langsam. „Gilt nur für Alkohol, alles andre ist erlaubt, also chill mal!“

Inzwischen schaut der ganze Wagon nicht mehr aufs Handy. Alle zu uns.

„Und wenn es ruckelt! Dann hab ich den ganzen Kaffee auf meinem Kaschmirmantel! Jetzt rollt der ganze Wagon mit den Augen. Farblich denk ich, wärs eh wurscht.
Aber ich drücke trotzdem meinen Becher schuldvoll und schützend an mich.

Wir erreichen die Station Stephansplatz.
„Gute Nachricht gnä Frau“, sage ich freundlich, „die Gefahr steigt aus. Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Tag!“

Zur Studentin, zur Hanfhaube und zum restlichen Wagon sag ich innerlich „tolles Team! Vielen Dank an euch alle!“

Najo, wenigsten die Rede sitzt ….

PS: bitte kann mir jetzt wer sagen, ob man in der Ubahn noch Kaffee trinken darf oder nicht ???