Frühstück mit Ralph Hasenhüttl

Heute geh ich in ein Leipziger Kaffeehaus frühstücken, am Nebentisch sitzt ein Pärchen. Meine geschulten Steiermark Ohren orten gleich die Herkunft der Beiden.

„Gell, ihr seits auch Steirer?“ hab ich freundlich rübergefragt und dabei geklungen wie mein eigener Opa. Der war einmal in Wien und hat dann alle Polizisten am Karlsplatz gefragt, ob sie auch Steirer sind, weil er mal gehört hat, dass soviele nach Wien zur Polizei pendeln.
Also hab ich ein Grazer Buchhändler Ehepaar neben mir vermutet, weil ich wiederum mal gehört habe, dass zur Messezeit viele aus der Buchbranche nach Leipzig pendeln.
Sehr schön angezogen waren sie, also vielleicht eine schöne Buchhandlung in der Grazer Innenstadt.
Wir kommen in ein nettes Gespräch über die Steiermark und plötzlich steht ein ca. 10jähriger Bub vor dem Buchhändler am Tisch. Ob er ein gemeinsames Selfie machen dürfe.
Ich frag mich, ob vielleicht doch ein berühmter Autor neben mir sitzt. Aber beim besten Willen fällt mir kein berühmter Grazer Starautor ein, der in Leipzig von 10jährigen Jungs fotografiert wird. Ein Youtuber vielleicht? Oder Rapper?
Ich halts dann natürlich nicht aus, vor lauter Neugierde.

„Wow“, sag ich, „sie haben Fans! Voll fame! Sind sie irgendwie berühmt hier?“
Die Antwort ist so bescheiden und zurückhaltend, dass meine derrischen Ohren sie fast nicht verstehen.
„Ich war hier Fussballtrainer!“
Ich erzähle wie ich heute ums alte Stadion vom 1. LOK Leipzig gejoggt bin und frage bei welchem Verein er denn gewesen sei.
„Red Bull Leipzig“

Sofort fällt mir der Spruch vom Taxler wieder ein. „Ah beim Rosn Ballett. RB wie Rosn Ballett Leipzig!“, bricht es peinlicherweise aus mir raus. Und um schnell davon abzulenken frag ich auch noch „und wie heißen sie?“
Das ist natürlich auch eine ganz grossartige Frage, an den erfolgreichsten, österreichischen Fussballtrainer!!!

„Ralph Hasenhüttl“, stellt er sich vor.
Und dann schießen wieder ein paar Fußball Erinnerungsfetzen aus meinem Gehirn raus.

„Ah!! Das sagt mir was! Haben sie nicht in den 90ern mit Otto Konrad bei der Austria Salzburg gespielt?“.
Da hatte ich nämliche eine diesbezügliche Diskussion mit dem Gatten kürzlich. Er hat mir das nicht geglaubt.

Aber es gab ein kurzes Fussballzeitfenster Anfang der 90er Jahre. Da hab ich kurz Fußballwissen aufgenommen und seit dem ist da nix mehr dazu gekommen. Also bei meiner Wissens Entwicklung.

Ich erzähle dem berühmten Fußballtrainer und seiner super sympathischen Frau, wie wir früher daheim ein GAK Pickerl am VW Käfer hatten. Er hat als Spieler auch beim GAK gespielt. Und wie meine Mama immer die GAK Fahne auf der Wäscheleine aufgehängt hat, in Richtung der Nachbarn, weil die alle Sturm Fans waren.

Später hab ich dann das machen dürfen, was ich am liebsten tue, Lesetipps verteilen.
Und weil mein Tisch gebraucht wurde, saß ich dann den Rest vom Frühstück nett plaudernd beim Ehepaar Hasenhüttl am Tisch.
Super sympathisches, freundliches und nettes Paar!

Später als sie dann weg waren, kam ein älterer Herr vom Nachbartisch zu mir.
„Entschuldigen sie“, hat er gesagt, „war das eben der Trainer von Red Bull Leipzig bei ihnen am Tisch?“
„Ja genau“, sage ich wissend, „aber er trainiert jetzt eine Mannschaft in der englischen Premier League.“
„Grossartiger Mann!“, sagt der Herr. Ich nickte zustimmend und hätte am liebsten stolz gesagt: „ja gell! Und auch ein Steirer!!!“

PS:
Ich hab mich (ausnahmsweise mal) nicht um ein Selfie fragen getraut, aber eine Autogramkarte habe ich bekommen!