Stand gestern in der Zeitung. Gastro ist kein Ponyhof. Das hab ich mit knapp 16 Jahren auch schon mal einen Sommer lang erleben dürfen.
Ich war unausgebildet, untalentiert aber willig zu arbeiten. Als ich einem Gast unabsichtlich die Gulasch Suppe in den Schritt geschüttet habe, war sowohl der Gast als auch die Chefin nachsichtig mit mir. Letztere hat wohl schon geahnt, dass sie meinen eisernen Willen zur Arbeit noch wird brauchen können…
In der zweiten Woche habe ich dann schon zusätzlich zum Service eine weitere Aufgabe bekommen: Zimmer putzen. Wenn ein Gast beim Service deppat zu mir war, hab ich mich beim Putzen gerächt. Ich hab dann entweder die Kopfpolsterschokolade selber gegessen oder das Parfums der Gäste ausprobiert.
Weil dann was gesundheitliches mit dem regulären Zimmermädchen war (irgendwas mit Alkohol und Tabletten) wurde mein Verantwortungsgebiet nochmal ausgedehnt: Bügeln! Da hab ich mich dann vom Servieren (morgens und abends) und vom Putzen (vormittags) am Nachmittag ein bisserl im Keller beim Bügeln der Bettwäsche entspannen dürfen.
Da saß ich dann eingehüllt in elitäre Parfums und einem Berg Kopfpolsterschokolade bei 40 Grad im Keller hinter der Dampfbügelmaschine. Während meine Freundinnen grad im Freibad die ersten Petting Erfahrungen machen durften…
Sommer 1990. Ich war dabei!
Ich bin froh, dass ich auch diese Erfahrungen machen durfte. Weil ois is immer für wos guad im Leben!
Was ich hier gelernt habe ist, dass sich der wahre Charakter von vielen Menschen im Umgang mit Dienstleistungs-Mitarbeitern zeigt. Und: je teurer das Umfeld, desto unglaublicheres Verhalten kann man manchmal beobachten.
Also insofern hab ich auch volles Verständnis, dass man da als Dienstleister mal auszucken kann…
PS: falls wer aber bevor er zuschlägt professionell seine Servicequalität bei Reklamationen testen möchte: wir bieten das in der Agentur im Zuge von Mystery Shoppings auch an. Ohne schlagen allerdings 🙂