„Und was habt’s so gred?“, frag ich den Gatten wenn er nach einem Männerabend heimkommt. Und die Antwort ist immer unbefriedigend. Und immer gleich.
„Nix. Nur über Fussball.“
Und jetzt bin ich schon so alt und immer noch bleibt das für mich ein Mysterium! Nicht, dass wir auf Damenabenden Opern Inszenierungen nachbesprechen würden. Aber das Leben bietet doch so viele spannende Themen, die man besprechen könnte! Krisen. Trennungen. Sexualpraktiken. Wer neue Titten hat oder ob ausser den Russinnen sonst noch wer Schlauchbootlippen schönfindet. Ob die Klum jetzt übertreibt auf Insta. Dramen des Lebens halt. Mein Lieblingsthema sind natürlich Bücher. Aber da fangt schon keiner mehr damit an, weil sie wissen, das ich dann nie wieder damit aufhöre. Ich fange auch nicht damit an, weil ich seh das leichte Zsamzucken in den Augen auch genau!
Dabei gäbe es bei Männerrunden so viele spannende Themen zu erläutern. Wer vielleicht heimlich ins Puff geht. Oder wer eine oide Keifn daheim sitzen hat, die ihn an der kurzen Leine hält….
Aber nein. Fussball.
„Schau, wir sind halt nicht so neugierig wie du!“, sagt der Gatte dann immer. Und ich sag, das hat nichts mit Neugierde zu tun, sondern mit Interesse am Gegenüber.
Und wie man 6 Stunden über die Tatsache reden kann, dass da Typen rumlaufen um einen Ball ins Tor zu nudeln!
Ab und zu, wenn ich als einzige Frau bei so Männerrunden dabei bin, und wie der Schiri auf der Mittellinie der Fussball Floskeln, die sie sich zupassen, abhänge, mische ich mich ein. Ich will auch mitspielen und werfe dann einzelne Wörter ein. Nicht sowas wie „Toni Polster“ oder „Hans Krankl“. Die kennt ja wirklich jede Tussi. Ich komme mit Geheimwissen daher und wenn keiner damit rechnet, rufe ich laut „Anton Rambo Pfeffer“ oder „Trifon Ivanov“!
Die Momente wo das genau passend wäre, gibt es natürlich nie. Deswegen will auch keiner so wirklich mit mir über Fußball reden.
Najo. Auf jeden Fall. Seit gestern hat mich das Fussballfieber erreicht! Um 3 Uhr früh (!!!) habe ich heute Nacht gegoogelt, ob es da wirklich mal eine Kabinenschlägerei mit dem Van der Vaart gab. Und ob das stimmt das David Selke 2017 in einer stagnierenden Phase war. Und wer Everton Präsident ist. Um 3 Uhr früh! Ich!
Der Grund ist ein österreichisches Buch, dass gerade für den deutschen Buchpreis nominiert wurde. „Nicht wie ihr“, von Tonio Schachinger.
Ich muss das jetzt auch schnell wieder weiter lesen und morgen erzähle ich euch dann mehr davon.
Nur soviel vorweg:
Wenn es ein Buch schafft, dass man sich plötzlich für etwas interessiert, was einem sonst eher wurscht ist, nur weil das Buch so extrem geilo geschrieben ist, dann, meine lieben Teamkollegen und Innen ist das die Champions League der Bücher !
Morgen mehr!