Alles versucht …

Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon alles versucht hätte.

Einmal hab ich im Hinterzimmer bei der Kettenbrückegasse einen Drehbuchworkshop belegt. Draussen vor der Tür bei der Ubahn Station wurde schwungvoll mit Substanzen gehandelt. Drinnen hab ich mich im Kurs mit einer Ex Postlerin angefreundet, die das AMS falsch geschickt hat und einem beschäftigungslosen Regisseur beim Flirten mit einer angehenden Jungschauspielerin zugeschaut. Gscheit Drehbuch schreiben konnte keiner von uns. Am ehesten noch die Postlerin. Am wenigsten ich. Wegen der Dialoge. Und dem Szenischen. Und überhaupt.

Im nächsten Jahr hab ich mir gedacht, ich bin voll schlau und trickse. Wenn nix rein kommt in mich, kommt vielleicht was tolles raus.
Also hab ich einen Heilfasten-Schreibkurs im Kloster belegt. Dort hab ich dann viel Zeit im Wald verbracht, um illegal nach essbaren Kräutern und Gräsern zu suchen.
Bei der Übung „spontanes-aufschreiben-von-dem-was-gerade-kommt“ war auf einmal eine ganze Seite vollgeschrieben. Meine Blockade war gelöst!

„Schweinsbraten, Palatschinken, Pina Colada, Käseigel, Toast Hawai, Gebackenes Ei….“
Alle Speisen dieser Welt standen nachher auf dem Zettel. Das war das Einzige was spontan gekommen ist….
Vor lauter Frust hab ich mich dann heimlich der anderen Fastengruppe, die grad dort war geschlossen. Das war die Auferstehungsgruppe, die versucht hat wieder hinein in ein fröhliches Leben zu finden. Dort hab ich dann über lange Strecken hinweg gut ein- und ausatmen gelernt und beim experimentellen 5-Elemente-Ausdruckstanz mein wahres ICH gesucht. Gefunden hab ich nix, ausser dem immer stärkeren Drang nach Sauerkraut und Grammelknödel.

Im Jahr drauf hab ich das mit dem Fasten gelassen und mich allein auf einem Kreuzfahrtschiff eingecheckt. Um in Ruhe an was-auch-immer zu schreiben. Die Innenkabine ohne Fenster und Tageslicht war halt leider gespart am falschen Platz. Auch hier kam ich meiner Wunschvorstellung einer gefeierten Schriftstellerin die – ja sogar – auf hoher See grossartige, unterhaltsame Werke verfasst – nicht zwingend näher. Nachher hätte ich eher wieder Bedarf an den Diensten meiner Auferstehungsgruppe im Kloster gehabt….

Um der Enge der Kabine zu Entkommen hab ich dann einfach grosse Teile der Reise beim Bord Bingo verbracht. Bingo mit Ingo. Oder Zuflucht im bayrischen Hofbräuhaus auf Deck 5 gesucht. Wenigsten Schweinsbraten hatten die dort.
Nachher hatte ich schöne 3 Kilo mehr, aber leider kein Buch.

Ich hab versucht Autoren die ich grossartig finde, zu zwingen mir das beizubringen, was sie können.
Ich hab gefühlt ein Regal voller Ratgeber daheim zu dem Thema. „Wie man ein Buch schreibt“.
Ich weiss inzwischen auch alles über den Literaturbetrieb und habe jede Buchmesse zwischen Dribsdrül und Palermo gesucht.
Und ich habe Plots ( = Handlungsstränge oder sowas heisst das. Genau weiss ich es auch nicht, aber es klingt wissend…) für 7 Romane irgendwo auf Post its herumpicken oder im Handy gespeichert.
Ich habe extrem geile Fotos für potentielle Buch Cover auf meinem Handy gespeichert. Zum Beispiel das von einem griechischen Supermarkt Schild.

Aber leider kann ich nix davon brauchen, weil jedes Mal, wenn ich mich hinsetze und feierlich mein MacBook öffne um jetzt – endlich!! – durchzustarten, kommen Sätze raus, die mich Niveau mässig verdächtig, an meine engagierten Aufsätze in der Hauptschule erinnern. Die Nacherzählung am ersten Schultag, wo du deine Erlebnisse von den Ferien berichtest.
„…ja und dann sind wir mit den Eltern und einer befreundeten Familie in den Urlaub auf den Campingplatz gefahren und haben unser Zelt auf einer schöner Lichtung mit Blick auf das traumhafte Meer aufgebaut“.
Sätze wo ich beim Schreiben schon einschlafe vor Langeweile.
Ausserdem war die Wahrheit, dass wir nicht am Meer sondern am Neusiedlersee waren und das Zelt war neben den Klos und Waschanlagen aufgeschlagen. Weil dort weniger Wiener neben uns waren. Je weiter wir uns von Wienern entfernt haben, desto spannender wurde diese Bevölkerungsgruppe für mich natürlich. So ist das eben. Man will immer das, was man grad nicht bekommen kann.

Am Freitag sitze ich wieder im Zug nach Leonding.
Zur Literaturakademie, die mich freundlicherweise aufgenommen hat und wo ich jetzt einmal im Monat ein Wochenende verbringen werde. Mal schauen ob die das schaffen….

Wenn nicht, mach ich einfach damit weiter meine Alltagsgschichten ins Handy zu tippen.
Vielleicht ist meine Bestimmung auch die Kurzform. Bin ja selber auch kurz.

Und: ich habe da die großartigsten Leser aller Zeiten! Da sag ich euch mal danke dafür! ❤

PS: Man sieht am Bild, ich arbeite seit 30 Jahren an dem Ziel…. 🙂