Der Vorteil von deutschen Clubs ist…

…dass man schneller Urlaubsbekanntschaften schließen kann. Weil uns alle eine Sprache verbindet.

Die Ostdeutsche Familie neben uns hat offenbar gerade zarte Bande der Freundschaft mit den Bayern dahinter geschlossen.
Ich liege daneben und versuche mich auf mein Buch, über die irren Erlebnisse eines österreichischen Reporters der Bild Zeitung nach dem Mauerfall, zu konzentrieren.
Das Buch ist saulustig, vor allem wegen der Dialoge. Wienerisch und Sächsisch. Das Sächsische verstehe ich nur, wenn ich es laut vorlese. Also sage ich manchmal Sätze, wie: „jo wie gesoocht, do stäht obar nüscht’s von dor BILD-Zeidung“.
Der Gatte hebt kurz den Kopf. „Wie bitte?“.
„Nüscht!“ sag ich. „isch üüb nur für d’Buchmäss in Leibzsch.“
Er wackelt kurz mit dem Kopf und dreht ihn dann auf die andere Seite, um weiterzudösen.

Die Ossis neben mir, kann ich kaum verstehen, sie dürften von weiter oben sein. Brandenburg? Spricht man da so?
Der Papa von den Bayern kommt jetzt zu ihnen, er stellt sich raumfüllend vor die Liegen und streckt das kleine Bäuchlein über die Badehose. Man erkennt gleich, dass er es gewohnt ist, teammotivierend und raumergreifend vor Publikum zu sprechen. Ich tippe auf Vorstandssitzungen. Oder vor der Ehefrau und den Kindern.
Sie reden irgendwas über den König.
Die Ostler sind echt kaum zu verstehen, obwohl ich mich sehr anstrenge. Der Gatte fragt schon, warum ich so schief da auf meiner Liege hänge.
„Jo, der wohnt bei uns glei am Stoarnberger See, der König!“, sagt der Bayer. Mit Betonung auf „bei uns“. Damit die Herkunft gleich mal klargestellt ist.
Der Stoarnberger See ist das Stichwort für die beiden erwachsenen Söhne, die jetzt kurz von ihren Smartphones hochschauen. Beide haben einen gut lesbaren Aufdruck auf der Badehose. „Tommy Hilfiger“ bzw. „Michael Kors“. Ich überlege, ob die Burschen vielleicht auch Thomas und Michael heißen und es somit gleich ein Schummelzettel für den Papa ist? Auch Gattinnen könnte man derart prima markieren. Sofern die Channel heissen. Oder Donna Karen.
Für die Männer haben sie vielleicht deswegen die Marke BOSS erfunden. Zur einfacheren Orientierung für alle Beteiligten.

Ich stupse den Gatten. „Psst. Stell dir vor, die wohnen neben dem deutschen König!“.
„Es gibt scho lang keinen mehr! Falls jemals die Kategorie Geschichte kommt, beim Strand Quiz, bitte loss‘ aus!“
„Najo, es gibt einen Puffbesitzer der sich zum Prinzen hat adoptieren lassen. Also ich halte nix für ausgeschlossen!“
„Wieso weisst du das wieder?“
„Weil der erst ein Buch veröffentlich hat. Lesen bildet!“
„Und wie heisst des Buach?“
„Die Kamerahure“
„Diese Bildung wirst beim Quiz im Familien Club sicher nie brauchen.“
„Kaiser vielleicht? Gibts an Kaiser?“
„Jo, der Beckenbauer!“
„Aber wovon ist der Kaiser?“
„Vom Fussball!!!!“
„Wie kann man Kaiser vom Fussball sein?“
Er schüttelt den Kopf und dreht ihn auf seiner Liege wieder zur Seite.

Inzwischen melden sich die Ostler zu Wort und fragen den Bayern:
„Kim! Mokscht mitmochn beim Kkikal!?“
Und da fällt es mir plötzlich auf. Das sind ja gar keine Ossis. Das sind Tiroler neben uns!! Und ich hab die ganze Zeit kein Wort verstanden, obwohl die aus unserem eigenen Land kommen!

Und dabei verbindet uns alle eine Sprache….

PS: wie man am Foto gut erkennen kann, die Thailändische Sonne brennt si voll ein bei mir. Ich bin schon so braun wie mein Handtuch!