White Night

Für viele Gäste war gestern die letzte Nacht im Hotel. Daher nochmal grosses Abschiedsspektakel. Zur Feier des Tages: „White Night“ Motto beim Abendessen. Ich durchschaue diesen Plan natürlich sofort. Am Ende vor Urlaub holen alle ihre weißen Sachen raus, damit die schöne Bräune besser zur Geltung kommt. Alle ausser mir.

Weil bei mir hat am Ende vom Urlaub das Meerwasser mein ganzes Airbrush Tanning wieder weggespült und ich bin wieder weiß wie Topfen. (Anmerkung für meine lieben deutschen Freunde: Topfn = Quark) Daher kam auch der Spitzname meiner Schulzeit: Topfnnega. (Deutsche Übersetzung: so ähnlich wie Quarktasche).
Das kann man heute natürlich so nicht mehr sagen, weil politisch völlig inkorrekt.
Ich trau mich hier an der Bar schon keinen Mai Thai mehr bestellen, man weiss ja nie. No Risk!

Auf jeden Fall wunderschön anzuschauen, alle Gäste, der ganze Club in weiß.
Ich auch. Nur mein Kleid ist eben schwarz.
Das einzig weiße Kleid, dass ich besitze hatte ich schon am ersten Abend an, da wusste ich noch nix von upcoming Mottoparties. Dann nochmal beim Ausflug auf den Markt, wo es dann gut den Geruch von allerlei Gebratenen angenommen hat. Und ein drittes Mal an Silvester. Da war nämlich auch White Night und ich wollte grad an Silvester niemanden hier mit unpassender Farbwahl beleidigen.

Ich hab schon gedacht, dass wieder Silvester ist, weil der ganze Restaurant Bereich war so wunderschön und üppig dekoriert für diesen Abend. Kunstvolle Schnitzereien in Obst, gigantische Meerjungfrauen Formationen aus Eis. Dazwischen extra aus Deutschland eingeflogen: ein prominenter Fernsehkoch zum Show Cooking!
Für den letzten Abend hat sich die Braut nochmal so richtig geschmückt, bevor man wieder gemütlich in den Kleiderschürzen Modus übergehen kann. Wie im echten Leben.

Sozusagen um zu betonen, wie gut diese Wahl hier getroffen wurde, bevor man wieder abreist. In meinen Job im Marketing nennt man das „Nachkaufdissonanzen vermeiden“. Der Kunde soll sich nach dem Kauf nicht denken, dass es woanders eventuell etwas besseres gegeben hätte. Nein, er muss mit voller Überzeugung sagen: „wos bessräs gibds nüscht, als dor Club hier!“, wie meine deutschen Freunde sagen würden.

Auf jeden Fall, um ja nix von Pracht und Herrlichkeit des Abschiedsbuffets zu verpassen, waren wir schon sehr pünktlich im Hauptrestaurant. Wie die schwarze Bienenkönigin in Gefolgschaft von vielen weißen Bienen, bin ich zielstrebig in Richtung Buffet. Und siehe da, ein technisches Problem tritt auf und droht die schöne Dramaturgie und Inszenierung des Abends ins Schwanken zu bringen.
Die Schiebetür zum Buffet ging plötzlich nur maximal 30cm auf. Nach 2 Wochen all-in Buffet passt natürlich keiner von uns durch 30cm Türspalt!
Ausser die von der Neigungsgruppe Sport, aber die waren um die Zeit eh noch beim Spinning oder Core Training oder Power irgendwas. Die kommen meistens später. Salatblätter werden ja zum Glück nicht kalt.

Weil ich die Erste vorne bei der Schiebetür war, bin ich ein paar Schritte zurück getreten. Weil oft ist das ja so bei Schiebetüren, dass da ein Sensor Problem vorliegt. Du gehst wieder nach hinten und trittst sozusagen nochmal ein, dann öffnet sich die Tür.
Also breite ich meine Arme aus und deute dem Gefolge wir mögen nun alle gemeinsam ein paar Schritte nach hinten, wegen dem Sensor. Um dann wieder voranzuschreiten.

Guade Choreo. Es tuat sie nur nix. Der Türspalt bleibt unbeweglich auf 30cm.
Ich will wirklich helfen, weil alle hier im Hotel haben sich solche Mühe gegeben diesen Abend schön zu gestalten. Und hinter mir laufen immer mehr weiße Gäste auf. Ein Stau entsteht schon und je länger das dauert, desto mehr droht die Eskalation. Und das soll dann das letzte sein, was die Gäste in Erinnerung behalten von traumhaften 2 Wochen?
Leider hilft auch kein wedeln mit den Armen vor dem Sensor. Selbst wenn die Moves sehr an den Clubtanz erinnern. Die Tür bleibt zu.
Vielleicht würde es von der drinnen gehen, aber der Fernsehkoch reagiert nicht.
Ich winke ihm zu, deute auf den Sensor nach oben. Aber er sieht es nicht und belegt weiter seine Teller. Oder was weiss ich. So genau ist das nicht zu erkennen.

Wir Ösis sind ja zum Glück auch praktisch veranlagt, also schreite ich zur Tat und greife helfend ein.
Ich stelle mich direkt vor den Spalt und versuche die Türen leicht auseinanderzudrücken.
Nix.
Irgendwas klemmt.
Ich drücke etwas fester.
Immer noch nix.
Dann endlich kommt Hilfe!
Hinter dem Fernsehkoch taucht eine Clubmitarbeiterin auf und kommt direkt auf uns zu und spricht durch den Spalt zu mir.
„Entschuldigen sie bitte, unser Buffet öffnet erst in 5 Minuten. Um 19:30 Uhr.“

Das Schönste am Abschiedsbuffet waren übrigens die Makronen in den Nationalfarben schwarz-rot-gold gehalten. Leider keine rot-weiß-roten. Aber rot-weiß-rot war ich nach dem Tür Attentat eh selber…..