Ich wohne ja nahe der Ottakringer Grenze in einem seltsamen Haus. Für die Detektivspiele der Kinder ist das durchaus zuträglich. Letztes Jahr im Advent wurden alle Schulkolleginnen durch den dritten Stock eskortiert. „Schaut mal! Da hat die Polizei wem die Tür eingetreten!“. Die anderen Kinder kommen dann verstört von unseren Besuchen heim und erzählen, dass man sich bei uns im Haus nicht mal eine Klingel leisten kann….
Im Keller bin ich mir aktuell nicht sicher, ob da wer wohnt, oder jemand seinen grünen Daumen auslebt. Egal. Es ist immer etwas los.
Darum hat sich dieser grossartige Wien Krimi „Zu viele Putzfrauen“ von El Awadalla besonders lebensnah für mich angefühlt. Zumal er auch in Ottakring spielt. Ich mag den Sprachstil und dunklen Schmäh des Buches, gerade auch, wenn von der Wochendhaus Kultur im Südburgenland die Rede ist. („Zu den Heurigen fährt man am Abend mit dem Auto. Frösche, Kröten, Hasen, Eichkatzerl und Siebenschläfer liegen am Tag darauf flachgequetscht auf den Straßen“)
Ganz hinten im Buch gibt es ein besonderes Zuckerl: ein Glossar samt Grammatik Anleitung. Wienerisch-Hochdeutsch.
„Na wo samma denn gwesn?“ -> „Na wo sind wir denn gewesen?“ (Das Polizei-Wir funktioniert wie das Arzt-Wir in „Wie geht’s uns denn?)
Es geht aber auch um Vorurteile, und darum dass eigentlich nur die serbische Putzfrau als Mörderin in Frage kommt….
Super Milieugschichte mitten aus der rauen Seele Wiens ❤. Deswegen lieb ich diese Stadt ja auch so.
PS: i geh jetzt in den Keller nachschauen…