Warum die Handys geflogen sind.

Warum gestern die Handys ur arg geflogen sind….

Im Prater bin ich so was wie ein mobiler Kleiderständer. Man hängt mir Jacken, Taschen oder Brillen um, und ich warte dann wie ein angeleinter Hund vor den wildesten Achterbahnen. Meistens mit geschlossenen Augen, weil selbst das hinschauen Angst bereitet.
So auch gestern beim „Volare“.

„Dustin, wenn der Hurnsgreifer no immer nix dawischt, dann scheiß i drauf!“

Die Stimme vom Dustin-Papa neben mir reißt mich unsanft aus dem Sekundenschlaf. Des is wie a Kollission mit der Leitplanke.

Der Dustin Papa hat am Hals (!) ein Peckerl mit zwei „8“. Er und ziemlich viele Kinder umzingeln den Automaten mit dem Greifarm und den Glitzereinhörnern.
Entweder hat er die Nummern deswegen tätowiert, damit er beim Durchzählen seiner Kinder weiß, wieviele da sein sollten. Oder es handelt sich um Wiederbetätigung.
Optisch sind sie eh gut zusammen zuhalten, weil fast alle tragen Tarnkleidung und haben die Haare seitlich abrasiert.
Dustin trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Fuck you all“. Ich schätze er ist 9 Jahre alt.

Gatte und Kind düsen inzwischen fröhlich beim Volare an mir vorbei, eine Achterbahn wo man am Bauch liegt dabei! Oida! Mir wird schlecht.

Der Greifarm rutscht wieder ohne Einhorn ab. Eines der getarnten Kinder tritt jetzt mit dem Fuß gegen den Automaten. Die Mutter beginnt zu rauchen.

Der Gatte steigt grad aus dem Volare aus und winkt dem Schausteller freundlich zu. Das wird auch immer ärger mit seinen spontanen Freundschaftsbekundungen.

„Die Hittn is a Scheißdreck. Gemma! Mia hom ka Göd mehr“, sagt Dustin Papa und die ganze Familie zieht weiter. Mir tun die Kinder dann immer ur leid. Hab aber keine Zeit mehr zum Trauern.

Der Gatte winkt nämlich jetzt immer heftiger mit dem Schausteller. Und deutet dabei auf die Fläche unterhalb der Achterbahn, die von einem Bauzahn eingerüstet ist.

„Ich brauch dei Handy!“, ruft er und winkt jetzt mir zu. Will er jetzt Nummer mit dem neuen Freund austauschen?
Er beugt sich über den Zaun und beginnt irgendwas am Boden zu fotografieren.
„Was machst du da?“, frage ich.
„Mei Handy! Es muas rausgefallen sein!“

Im Gedanken kann man das Telefon schon zu Grabe tragen. Wir betreuen Samsung in der Agentur. Langsam sind wir selber unser größter Abnehmer.
„Und wozu brauchst jetzt meines?“
„Du hast so einen super Zoom, vielleicht finde ich es damit!“
Super Zoom. Aha.
Merken für die nächsten Sales Trainings. („Wenn euch das Gerät bei der Achterbahn aus der Arschtasse fällt, werdet ihr den Vorteil des Superzooms zu schätzen wissen!“)

„Do is!“, ruft er aufgeregt und winkt wieder seinem Freund.
Tatsächlich kann der sein Handy bergen!
„Da kannst jetzt gscheit Trinkgeld geben, für die Hilfe!“ sag ich und er zieht einen Schein aus der Tasche. Nur der Freund will nix annehmen. Wir sagen „doch“.
Er „nein“. Wir „doch“. So geht das noch 3x.

Und jetzt das grosse Ferienwunder: das Display ist völlig unbeschädigt und nur auf der Rückseite ist ein Kratzer. Oarg!

Zur Feier des Tages bin ich dann mit dem einzigen Fahrgeschäft gefahren, wo ich mich auch traue. Flugzeug fliegen mit abschießen. Die Höhe ertrage ich gerade noch.

Nur warum ich am Ende der Fahrt als Einzige immer noch oben war, hat mich gewundert. Bis die Durchsage kam: „Nummer 1 hat gewonnen und darf somit nochmal fahren.“

Jössas! Das nächste Mal bleib ich wieder davor stehen und kassier auch die Handies ab….